Sonntag, 25. Januar 2015

Männeryoga - Die zweite Staffel

Foto: Wise Droid
Die gestandenen Kerle vom Männeryoga Osterloh haben es tatsächlich geschafft: Sie haben die ersten Monate Männeryoga nicht nur überlebt, sondern ohne äußerlich erkennbare Esoterikschäden wohlauf überstanden und sich nach dem grandiosen Staffelfinale sogar entschieden, eine weitere Season weiter zu machen: Männeryoga, die zweite Staffel!
Was bisher geschah: Eine Gruppe unerschrockener Männer aus Traunstein, Teisendorf und Umgebung mit Rückenschmerzen und Abenteuerlust, tat sich zusammen, um im Yoga-Mekka, besser gesagt, Ashram in Osterloh gemeinsam indisch angehauchte Gymnastik zu absolvieren, um Bandscheibenvorfälle vorzubeugen respektive auszuheilen. Und danach zum Wirt zu gehen.
Um den Segen ihrer Frauen zu erhalten, konspirierten sie unter dem Codenamen „Yoga“.
Doch der jungen, hübschen Yogalehrerin gelang es, die Kerle für das Männeryoga zu begeistern und die Männer machten derart ernsthaft sämtliche Übungen vom Krokodil über den Fisch bis zur wiehernden Krähe mit, dass sie teilweise sogar vergaßen, danach zum Wirt zu gehen.
Als die Männer auch noch erfuhren, dass die junge, hübsche Yogalehrerin in Wirklichkeit Jahrgang 1956 ist und Yoga offensichtlich jung hält, war klar: Wir machen weiter!
Zuletzt haben die Männer im Männeryoga die Kunst der yogischen Schnellatmung gelernt: Kapalabhati. Dabei muss man in einen nasalen Trommelwirbel rasch durch die Nasenflügel schnaufen. Was sie die schnupftabakerprobten Kerle ebenfalls gelernt haben: Dass Kapalabhati sehr gesund ist, vor allem, wenn man Schnupfen hat. Danach ist die nämlich Nase frei. Der Typ, der vor einem die Yogamatte ausgebreitet hatte, wird dies allerdings nie wieder tun. Gottseidank sind die Matten nur geliehen.
Im Mittelpunkt steht allerdings auch in der zweiten Staffel das Prana. Prana ist die Lebensenergie.  Und jeder der Kerle im Männeryoga weiß genau, wo die Lebensenergie zu holen ist:

Bei der Schlussmeditation, auf die freuen sich die Männer ganz besonders, bei der Schlussmeditation nämlich, wenn der Körper ganz entspannt ist, ist jeder mit dem Kopf bereits beim Prana. Und dann kann es schon einmal passieren, dass die Marita ihre entspannenden Worte spricht und auf einmal seufzt einer der Männer aus voller, entspannter Kehle: „Ich freu mich schon so auf den Prana-Wirt!“


Zu den Chiemgauseiten: www.chiemgauseiten.de

Donnerstag, 15. Januar 2015

Wie ich die Formel für den Weltfrieden fand

Die großen Weltprobleme, von denen täglich berichtet werden, welch Segen wäre es doch, wenn es eine einfache Formel gäbe, sie zu lösen. Die Formel für den Weltfrieden. 
Wie überrascht war ich, gestern beim Frühstück, diese Weltformel zu entdecken. Ausgerechnet ich! Ich weiß noch gar nicht, wo ich denn den Friedensnobelpreis hin hängen soll, geschweige denn, was ich mit der Kohle aus Stockholm schönes anschaffen soll!
Um es der Dankesrede vorwegzunehmen: Hier die amüsante Anekdote, wie ich auf die Formel für den Weltfrieden kam: 
Terroranschläge in Paris, ISIS, Boko Haram, Ukrainekrise, PEGIDA, es ist derzeit Bürgerpflicht, Zeitung zu lesen. Ich bevorzuge unter der von PEGIDA so betitelten Lügenpresse die Süddeutsche Zeitung. Beim Frühstück stolperte ich zunächst über einen Bericht, wonach Putin den Ukrainekrieg 2015 vorerst aus finanziellen Gründen eingestellt hat. Klartext: Wegen Finanzschwierigkeiten aufgrund Sanktionen, niedrigem Gaspreis etc. ist derzeit kein Geld zur Unterstützung der prorussischen Rebellen da. Das könnte natürlich Propaganda der Lügenpresse sein, aber die beinhaltete Schlussfolgerung scheint stimmig: Kein Geld – Kein Krieg. Das behielt ich mir im Hinterkopf.
Dann, wenige Seiten später, im Zusammenhang zu den Pariser Attentätern, die aus ärmsten Verhältnissen stammten, ein Zitat von Peter Ustinov: „Krieg ist der Terror der Reichen – Terror ist der Krieg der Armen“.
Was für ein spektakulärer Satz! Doch was bedeutet er? Der Satz stellt die These auf, dass Terror das letzte Mittel der Armen ist, um den Grund für ihre Armut zu bekämpfen: Also die Reichen. Löste man also das Problem der Armut auf der Welt, entzöge dies dem Terror den Nährboden. Aber das ahnten ja schon andere vor mir.
Zweite These, und nun fiel mir der Artikel über die Finanzierung der Ukrainekrise wieder ein: Hat ein Staat ausreichend finanzielle Mittel, um mit kriegerischen Mitteln seine Interessen durchzusetzen, da fallen mir gleich mehrere andere Staaten ein, wird er Krieg führen.
Ergo – voilá: Die Lösung aller Probleme auf der Erde: Nimmt man den Reichen das überschüssige Geld weg, das sie ansonsten in Kriegsführung investieren würden und gibt es den Armen, gäbe es weder genug Geld, um Kriege zu führen, noch genug Armut, um Terrorismus entstehen zu lassen.
So, jetzt wisst Ihr Bescheid, liebes Friedensnobelpreiskommittee. Preisgeld bitte auf mein Konto bei der Sparda München überweisen!

Mehr philosophische Lösungen:
http://lesenszeichen.blogspot.de/2014/08/mein-eigenes-kleines-walden-am-balkon.html


Mittwoch, 7. Januar 2015

Wanda, Amore, oder die Entdeckung einer Supergroup

Wie Wanda mit Tante Ceccarelli in unser Leben knallte


„Ich kann sicher nicht mit meiner Cousine schlafen“ dröhnt es aus den Lautsprechern und sofort weiß man: Wow. Was für ein Lied. Was für eine neue Supergroup! Wer ist das, verdammt noch mal?
Oft passiert es nicht, dass man im Club, im Auto, im Radio einen Song hört, der einen völlig austicken lässt. Der einen zum DJ rennen lässt. Der einen im Müller Markt die Melodie vorsummen lässt. Der einen Freitag für Freitag in die Metro laufen lässt, bis man diesen einen Song endlich wiederhört. 

Das letzte Mal war dieses unfassbar neue, fantastisch melodiöse Lied, das mit einem Countdown, Kindergeschrei und der eingängigsten Synthesizermelodie aller Zeiten begann. Wie viele Leute im Club habe ich angeschrien: „Wer ist das? Wie, verdammte Scheiße, heißt dieses Lied?“ Bis jemand schulterzuckend brummte: „Kids. Von MGMG!“ „Von Ämtschibämtschi?“ „Von MGMT!“ „Ach, leck mich!“
Einige Jahre davor habe ich den DJ in einem Kellerloch auf der Reeperbahn so lange genervt, bis er mir „Favourite mistake“ von The Bravery verriet. Damals hatten gerade Franz Ferdinand, Muse und die Killers Placebo, Sublime und Pearl Jam als Supergroups abgelöst und jeder neue Song in diesem knallenden Sound ließ den Zuhörer aus der Haut flippen. In den Kleinstadtrebellen kann man diese legendäre Nacht nachlesen.
Jetzt also diese irren Typen aus Wien, die eine Attitüde wie Falco haben und alles richtig machen, was Heinz aus Wien nach ihren Anfangskrachern nicht mehr auf die Reihe gebracht haben.
„Tante Ceccarelli hat in Bologna Amore gemacht!“ Was für ein Kracher! Keine Ahnung, was der Text bedeutet, aber wie die Rockstars aus Wien das vortragen, das ist sowas von phänomenal, dass man Gott wieder dankt, dass er FM4 bis nach Bayern ausstrahlen lässt.
Einen Tick lang war ich sogar sicher, dass Tante Ceccarelli in Bologna Amore mit dem eigenen Vater gemacht hat, was einen Sinn ergäbe, warum man quasi nicht mit seiner Cousine schlafen kann, aber das wäre der Genialität dieser Band dann doch einen Schuss zu viel Vorschusslorbeeren. Oder?


http://www.im-gruenen-festival.de/
Wer diese im besten Sinne größenwahnsinnige Supergroup demnächst in der Gegend live sehen will: Dem Im Grünen Team ist es gelungen, Wanda am 13.6.15 Kirchanschöring zu holen! Heiliger Scheißdreck, wird das geil werden!

Samstag, 3. Januar 2015

Arbeit und Struktur oder Glaube: Wege, mit einem Glioblastom umzugehen

Diagnose Glioblastom: Wie gehe ich damit um?


Dem Schriftsteller Wolfgang Herrndorf wurde 2010 ein Gehirntumor diagnostiziert. Ein Glioblastom, der häufigste bösartige Gehirntumor. Oder der bösartiste der häufigen Tumore. Eine der niederschmetternsten Diagnosen, die ein Mensch überhaupt bekommen kann. Wie der inzwischen verstorbene Autor damit umging, beschrieb er ausführlich in seinem bewegenden Blog "Arbeit und Struktur".
Kerzen in Altötting
Herrndorf zeichnet sich dort selbst als rationalen, atheistischen Erkrankten, einen Patienten, der seine Hoffnung auf Statistiken, Forschungsergebnisse und die Möglichkeiten der Schulmedizin setzt. Gebete, Glaube sind ihm ein Graus, ebenso wie übertriebene Empathie seiner Freunde. Er beschreibt, wie er den Kontakt zu einer Freundin abbricht, weil er ihre Trauer nicht aushalten kann. Konsequent stürzt er sich in "Arbeit und Struktur" und schreibt oder vollendet als Todgeweihter drei großartige Romane. Nicht einmal seinen Tod will er dem Schicksal überlassen. Akribisch plant er, in seinem Blog für jedermann nachlesbar, seinen Freitod. Mehrmals betont er, dass ihn das Wissen um die Pistole und die Möglichkeit, über seinen Tod selbst bestimmen zu können, paradoxerweise Kraft zum Weiterleben gibt.
Herrndorf hat die tödliche Erkrankung 3 Jahre lang besiegen können.
Knapp ein Jahr nach seinem Tod bin ich selbst Angehöriger eines am selben Tumor erkrankten Menschen geworden. Vieles aus Arbeit und Struktur hilft mir, Krankheit und Erkrankten zu verstehen.
In diesem Fall geht der Erkrankte, nennen wir ihn D., aber so ganz anders mit seinem Schicksal um, als Herrndorf. D. ist, was mich wieder und wieder erstaunt, sogar das krasse Gegenteil.
D. ist ein gläubiger Mensch. Er hat eine Familie, zwei Kinder, hat acht Wochen vor der Diagnose kirchlich geheiratet. Er hat auf der Hochzeit eine bewegende Rede gehalten, wie viele Schicksalsschläge seine kleine Familie bereits durchstehen musste. Da ahnte niemand, dass der schlimmste erst bevorstand. Niemand hätte mehr Grund, mit dem Schicksal, mit Gott zu hadern. Er hadert wohl auch. Aber sein Glaube scheint stärker. Er sucht die Gottesdienste im Klinikum Großhadern auf, er pilgert nach Altötting, um in der Gnadenkapelle zu beten, er dankt Gott laut bei jeder Gelegenheit für seine Familie und die Hilfe, die er erhält. Er lädt das ganze Dorf ein, mit ihm gemeinsam während einer Andacht zu beten. Die Kapelle der Dorfkirche ist zum Bersten gefüllt. Der Pfarrer ist erstaunt über die vielen Menschen, die an einem gewöhnlichen Mittwochabend in die Kirche strömen. Sie beten für die Kranken der Gemeinde, vor allem aber für D. Und als während der Andacht die Tür aufgeht und D. selbst, auf Krücken und seine Frau gestützt, eintritt, ist das Erstaunen noch größer. Gemeinsam betet er für sich, aber auch für die anderen Kranken, für die Helfer, die Pflegenden. Herrndorf hatte es nicht ertragen, wenn wegen ihm geweint wurde. In dieser Kapelle weinen die Betenden und die Kranken gemeinsam.
Und dennoch wird nach der Andacht viel gelacht. Es geht im Glauben um Hoffnung, Zuversicht und Liebe. Die einzigen Heilmittel gegen die Angst. Und die Angst, die Depression ist es meistens, so der Pfarrer, die den Tod herbeiführen, nicht der Tumor.

Das wusste letztendlich auch Wolfgang Herrndorf. Was er in der letzten Sekunde vor seinem Tod gefühlt hat, ob selbst er, wie er es immer ausgeschlossen hatte, an etwas göttliches glaubte, konnte er nicht mehr aufschreiben.


Mehr über Wolfgang Herrndorf:

Mittwoch, 31. Dezember 2014

Wie ich meine Wohnung verkaufen wollte und (als Autor) reich und berühmt wurde

Neue Strategien für Self Publishing Autoren



http://www.chiemgauseiten.de/traunstein/immobilien/
Meine superschöne Dachgeschosswohnung im idyllischen Ettendorf steht zum Verkauf. Um zu beweisen, dass man auch ohne Makler eine Wohnung schnell verkaufen kann, bat ich meine Facebook Freunde, den Link auf das Verkaufsangebot auf meiner Homepage zu teilen. 
Erwartet habe ich mir nicht viel davon. Schon öfter rief ich dazu auf, meine hochkulturellen Beiträge und vor allem, mein Buch auf Facebook zu teilen. Aber der Roman und meine Homepage, die Chiemgauseiten, dümpeln seit Monaten unbemerkt vor sich hin und sehr, sehr selten wird auf Facebook mal was geteilt.
Hundert Klicks habe ich mir erwartet.
Aber irgendwas ist diesmal anders. Die hundert Klicks sind nach wenigen Minuten erreicht.
Das Internet dreht vollkommen durch. Über zwanzig Freunde teilen meinen Aufruf. Halb Bayern klickt auf meine Anzeige und schaut sozusagen bei mir zu Hause im Wohnzimmer vorbei. Über tausend Leute sind ganz wild darauf, meine Wohnung, zwar nicht zu kaufen, aber wenigstens mal hinein zu spähen, wie der Typ so wohnt...
Nur kurz bin ich enttäuscht, dass kein ernsthafter Interessent dabei ist. Dann begreife ich, dass ich das genialste Marketinginstrument aller Zeiten entdeckt habe: Die ersten fangen nämlich an, auch den Rest der Chiemgauseiten anzuschauen. Aha, ein Elterntagebuch. Das ist ja lustig! Die Geschichte des SV Kirchanschöring - wie interessant! Oh, einen Roman hat er auch geschrieben, die Kleinstadtrebellen. Den kauf ich mir dann mal gleich. Und vom Schreiben kann man sich so eine geile Wohnung leisten?
Ich beschließe, zukünftig immer Immobilieninserate aufzugeben, wenn ich Menschen auf meine Homepage locken will: Alle Welt stürzt sich auf Immobilie, klar, die nächste Eurokrise naht und Geld ist billig wie nie. Wenn auch nur jeder Zehnte auf den Rest meiner Homepage klickt, bin ich berühmt!
Ich werde Tausende Bücher verkaufen und allein von den Werbeeinnahmen meiner Homepage leben können! Die Menschen werden über Immoscout24 auf meine Chiemgauseiten gelockt und werden ganz verliebt in meine Texte sein! Und ein Verlag wird mir so viel Kohle anbieten, dass ich die Wohnung gar nicht mehr verkaufen brauche, sondern an reiche Sommerfrischler vermiete! 
Und während ich noch so vor mich hin träume, blinkt mein Posteingang: Die Lösung aller Probleme hat mir eine Email geschrieben! Kapitän Julius Gage ist über Immoscout auf mich aufmerksam geworden. Er schreibt mir, dass er mit den Nato-Truppen im Irak und in Kabul gegen den Terrorismus gekämpft hat. In Kabul hat er Geld im Wert von 10,2 Millionen Dollar erbeutet, das er nun irgendwie wiederzubeschaffen versucht. Dazu braucht er allerdings Hilfe. Wenn ich ihn finanziell unterstütze, bekomme ich sagenhafte 20% seiner Kriegsbeute. Wow, das sind ja über 2 Millionen Dollar! Ich schreibe Kapitän Julius Gage sofort eine Mail und schicke ihm meine Kontodaten und hoffe, dass ich die zwei Millionen bald überwiesen bekomme. Was bin ich doch für ein Glückspilz! Und alles nur, weil ich gerade meine Wohnung verkaufe…

Montag, 15. Dezember 2014

Lesen ist nicht gleich Lesen: Plädoyer für Slow Food Literatur

Lesen ist nicht gleich Lesen

Shelfie eines Slow Food Literatur Liebhabers
Lesen ist nicht gleich Lesen und Bücher sind nicht gleich Bücher. Mit dem Prinzip des Lesens und der Zukunft der Bücher befasste sich letztens ein Artikel im Spiegel. 
Einige der Informationen zum Lesen sind es wert, sich weitere Gedanken zu machen. 
Junge Menschen lesen heute so viel wie nie zuvor, so eine Aussage des Artikels. Jeder Buchhändler wird sich diesbezüglich am Kopf kratzen. Des Rätsels Lösung: Die Texte, die die Jugendlichen lesen, befinden sich fast ausschließlich auf Bildschirmen. So wie auch dieser hier. Whatsapp- Mitteilungen, Mails, SMS, Facebook- Posts, Blog- Beiträge und Nachrichten. Ständig, eigentlich den ganzen Tag wird heutzutage gelesen. Aber ist dieses Lesen eigentlich lesen, oder nicht einfach ungesundes konsumieren?
Da diese zu konsumierenden Texte kurz sein müssen und nicht anstrengen dürfen, muss ich mich an dieser Stelle leider vom jungen Durchschnittsleser verabschieden. Wenn er überhaupt so weit gekommen ist. 
Wenn Du an dieser Stelle noch dabei bist, gehörst Du wohl zum "Anstrengungsleser", also zu den Lesern, die nicht nur zur Zerstreuung und zur raschen Information lesen, sondern die sich mit Texten auseinandersetzen, den Horizont erweitern wollen, die Texte in die Tiefe lesen. 
Wie langweilig!
In der Zukunft, so der Artikel, werden nur noch einfach zu konsumierende Texte mit kurzen Sätzen und schlichtem, gemeinverständlichem Inhalt gelesen. So, was ist jetzt langweiliger?
Geht man in die Leseforen, findet man dort Hunderte "Buchjunkies" und "Büchersüchtige". Sie alle lesen Bücher. Eigentlich eine positive Botschaft. 
Sieht man genauer hin, verschlingen diese Junkies Bücher wie Junkfood. Sie konsumieren Bücher, die gemeinsam haben: Sie sind spannend, unterhaltsam und man kann sie verschlingen, ohne nachdenken zu müssen. Sie haben, um beim Junkfood zu bleiben, keinen Nährwert. 

Lest mehr Slow Food Literatur!


Die Vielleserei ist für Leseanfänger ein Segen. Für fortgeschrittene, ältere Leser, die nie die Freude erlernen, sich auch in tiefe Literatur hineinzudenken, baut sich eine Barriere auf, die ihren Horizont von einer bereichernden anderen Welt abschneidet. 
Die Lesesüchtigen fühlen sich als Leser, haben aber in vielen Fällen noch nie ein Buch im eigentlichen Sinne gelesen. Ausnahme natürlich die Schullektüre, die viele  Schüler, da nehme ich mich nicht aus, prinzipiell anstrengend und sowieso doof finden. 
Dies ist ein Aufruf zum "Slow Food Lesen"!
Lest Bücher, die Euch zu Gedanken gelangen lassen, die autonom, transformativ und letztendlich unabhängig vom gelesenen Buch sind. Lest Bücher, die Euch zwingen, Fremdwörterbücher und Wikipedia aufzuschlagen!
Lest Bücher, die anstrengend sind! Wer zu viel Fastfood konsumiert, muss seinen Körper trainieren, um gesund zu bleiben. Genau so ist es mit dem Kopf!
Es muss ja nicht gleich Tolstoi oder Sartre sein. Wie wärs für den Anfang mal mit "Tschick" oder "Das Schicksal ist ein mieser Verräter": Ihr werdet überrascht sein, wie tief diese Bücher sind, wenn man sie aufmerksam liest!

Mehr zum Thema Lesen:

Welche Bücher mich am meisten beeinflusst haben: Hier klicken
Mehr Literatur auf bernhardstrasser.de

Sonntag, 7. Dezember 2014

Die Anfänge des Im Grünen Festivals Kirchanschöring

Wie das Festival "Im Grünen" in Kirchanschöring entstand


Die Plakate zur Premiere 2005
Das Im Grünen Festival in Kirchanschöring ist heute eines der größten von jungen Idealisten organisierten Festivals in Südostbayern. Einmal im Jahr fallen tausende Festivalgäste in das kleine Dorf ein und stellen das Dorfleben der Gemeinde völlig auf den Kopf. La Brass Banda spielte hier eines der ersten Konzerte und blieb lange eng mit dem Im Grünen Team verbunden. FM4 Größen von Petsch Moser über Russkaja bis hin zu den Sternen, sie haben alle in Kirchanschöring gespielt. Was heute ein routiniert durchorganisiertes Festival ist, begann als Projekt einer Jugendgruppe. Ein nostalgischer Blick zurück:


Alles begann mit dem "Carei"



Vor dem Carei war die (Kirch)Anschöringer Jugend wie im Rest von Bayern in der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) organisiert. Allerdings gab es in Anschöring noch immer jede Menge völlig unorganisierter Jugendlicher, die sich weigerten, sich organisieren zu lassen und höchstens Teil einer Jugendbewegung sein wollten. Da diese Jungs und Mädchen die meiste Zeit vorm Schulgebäude chillten, wovon der Gemeinderat nicht restlos begeistert war, stellte man ihnen einen Jugendpfleger zur Verfügung. Dieser Jugendpfleger war Günter Wimmer. Der war Im Chiemgau und Umgebung als Fußballer und als Musiker mit seinen Bands "Die Springer" und der " Guten A-Band" bekannt und der wilde Haufen ließ sich ausnahmsweise halbwegs doch noch organisieren.

Der Gruppe wurde ein leer stehendes Gebäude in Kirchanschöring zur Verfügung gestellt, in dem sie sich regelmäßig treffen konnten: Das baufällige Caritas - Haus. 
Alle, die im Caritas - Haus aus und ein gingen, gehörten fortan zum "Carei".

Das Festival Im Grünen

Das südöstliche Oberbayern war schon immer eine Hochburg, was Maschinenhüttlfestl mit Rüscherl und Bryan Adams anging. So mancher Bauer, der in seiner Scheune einen der Landdiscothek DJs auflegen ließ, lockte tausende aus der Landjugend an wie die Motten das Licht. Aber statt Bon Jovi und Scooter stand das Carei auf Tocotronic und Franz Ferdinand. Und das Carei wurden immer mehr. Also stellten sie kurzerhand eine "Alternative Party" auf die Beine und punkteten auf den Plakaten mit dem Versprechen: "Garantiert ohne Spitz Audio!" 
Die ersten Schritte in Richtung Organisation von Großveranstaltungen war getan. Wenn man eine Party veranstalten kann, warum nicht gleich ein Festival? Dachte man sich und innerhalb von sechs Wochen stampfte man im Jahr 2005 ein kleines, aber feines Festival im Anschöringer Achenpark aus dem Boden.
Die Idee zum Festivalnamen hatte der Legende nach der Maggei vom Im Grünen Team beim Dorfwirt, dem Felber. Ein Geistesblitz, da kein anderer Name das Festival besser hätte beschreiben können.
Ab dem ersten Jahr wird das Festival allein vom Jugendtreff, also von damals 15, 16 jährigen Jungs und Mädels organisiert. Zurückgreifen können sie auf das Know How von Jugendpfleger Günter Wimmer, der sich später selbst mit einer Event Agentur selbständig macht. Fast zehn Jahre später sind die meisten vom Gründungsteam noch mit dabei. Sie sind mit dem Festival erwachsen geworden. Unterstützt werden sie ihrerseits von den kirchanschöringer Jugendlichen.
Erster Headliner war 2005 Bradleys H
Bekannt wird das Festival, auch unter den Bands, aufgrund seiner einmaligen Atmosphäre.
Es geht locker und lässig zu. Die Organisatoren sind meist Teenager, dennoch funktionierte die Organisation stets reibungslos. Legendär sind heute die Geschichten, dass die Bands von den Kilians bis zum Keller Steff „backstage“ bei Yvos Oma in der Stube sitzen und für sie Gitarre spielen. Oder wie sich Petsch Moser weigern, ins Hotel gebracht zu werden und stattdessen beim Aufräumen mithelfen. 
2005 kommen bereits 1100 Besucher. Headliner ist mit Bradleys H eine lokale Band. Drei Jahre später wird bereits die 3000er Marke geknackt und das Team beschließt, die Gästezahl zu begrenzen, um das Dorf nicht zu überfordern. Man setzt auf Qualität statt auf Quantität. Bald wird das zehnjährige Jubiläum gefeiert. Man darf gespannt sein, welche Bands diesmal nach Kirchanschöring gelockt werden.

Mehr über Anschöringer Popkultur gibts auf www.chiemgauseiten.de
Mehr Anschöringer Geschichten hier: https://www.chiemgauseiten.de/anschoeringer-geschichten/