Samstag, 28. März 2020

Kritische, literaturerfahrene Testleser gesucht!

Testleser für meinen neuen Roman gesucht!

Kurz bevor dieser ganze Corona-Wahnsinn über uns hereinbrach, hatte ich noch einen goldenen Schriftsteller-Moment:
Benedict Wells missachtete die 1,5 Meter Infektionsschutz-Abstandsregel und antwortete auf meine Frage, wie ich als Autor besser werden kann:
Lass Dein Manuskript von jemanden lesen, der dir eine ehrliche, kritische, konstruktive Rückmeldung gibt.
Ich kenne kaum Top-Autoren, die freiwillig mein Manuskript lesen könnten, antwortete ich in der Hoffnung, dass er sich gleich freiwillig meldet.
Benedict Wells lächelte und meinte: Er selbst lasse seine Manuskripte beispielsweise von seinem ehemaligen Deutschlehrer durchgehen.
Ich solle überlegen, wer in meinem Umfeld viel liest, viel schreibt und so ehrlich ist, dass er die Mängel eines Manuskriptes exakt benennen kann.

Also mein Aufruf an Euch:
Ihr habt Germanistik studiert oder seid Deutschlehrer? Ihr habt den Zauberberg gleich zwei Mal gelesen, weil er so genial ist? Ihr schreibt selbst literarische Belletristik?
Und ihr habt so richtig Bock, mir aufzuzeigen, wo meine Schwachstellen als Autor sind? äh, ich meine, ihr habt Lust, mir mit einer konstruktiven Kritik am Perfektionieren meines Manuskriptes zu helfen?

Dann meldet Euch bei mir!

Warum es  im Roman eigentlich geht?


„Falko“ ist ein literarischer Jugendroman über zwei Jugendliche die, jeder auf seine Art, vor ihr maximal mögliches Worst Case Szenario gestellt werden und trotzdem versuchen, das beste darauf zu machen. Während der zurückhaltende Wolfgang überzeugt ist, dass seine Welt untergeht, weil er auch im zweiten Anlauf die Elfte Klasse nicht schafft, relativiert sich seine Angst, als bei seinem besten Freund ein Gehirntumor diagnostiziert wird. Falko heißt eigentlich Hansi Holzner und träumt seit längerem davon, ein geheimes, in Falcos Wiener Wohnung verstecktes Song-Manuskript zu finden. Nach der tödlichen Diagnose wird es zur fixen Idee, nach Wien zu reisen, um in die Wohnung einzubrechen. Doch bevor es soweit kommt, wird die Freundschaft der beiden auf eine harte Probe gestellt. In Heidelberg verlieben sich beide in die angehende Krankenschwester Ines.

Donnerstag, 12. März 2020

Werkstattgespräch mit Benedict Wells in Regensburg

Benedict Wells bei "Regensburg liest ein Buch"


Benedict Wells sprach über sein Schreiben
Benedict Wells ist ein großartiger Schriftsteller, klar. Dass er auch noch ein feiner Kerl ist, ein wunderbar bodenständig gebliebener, supersympathischer junger Mann ist, durfte ich beim Werkstattgespräch von "Regensburg liest ein Buch" im Akademietheater erfahren. Benedict Wells zu treffen war einer meiner Neujahrs-Vorsätze für 2020. Dass es tatsächlich geklappt hat, grenzt ein klein wenig an ein Wunder. Denn wer fährt schon unter der Woche einfach mal so von Traunstein nach Regensburg. Und das auch noch in Zeiten der Corona. Wäre es nach der Bayerischen Staatsregierung gegangen, hätte die Veranstaltung gar nicht stattfinden dürfen, alle anderen Theater sind bereits geschlossen. Irgendwie gelang es Organisatorin Carola Kupfer, diese eine, letzte Veranstaltung vor dem Corona-
Studierende des Akademietheaters Regensburg performten einige der Szenen
Shutdown durchzusetzen. Benedict Wells hatte seinerseits die Lacher auf seiner Seite, als er gleich zu Beginn gestand, dass er die letzten Tage wegen einer Erkältung überwiegend im Bett verbracht hatte. Neben mir saß mein Autorenkollegen Fabian Bader und ich glaube, wir beiden waren diejenigen, die am eifrigsten Benedict Wells Tipps bezüglich Schreiben und Verlagssuche mitschrieben und aufsogen. Da außer uns kein Mensch auf eine trockene Werkstattveranstaltung gekommen wäre, wurde das Gespräch mit Benedict Wells mit szenischen Darstellungen abgerundet: Studierende der Schauspielakademie spielten einige Schlüsselszenen aus "Vom Ende der Einsamkeit" nach. Wie tickt Benedict Wells als Autor? Er befand, dass das Schreiben eines Buches schon eine seltsame Existenz
Mit Fabian Bader in Regensburg
sei, weil man dabei in zwei völlig verschiedenen Welten gleichzeitig lebte. Er beschrieb, wie seine aktuellen Romanfiguren ihn überall hin begleiteten und deutete in die Ecke des Akademietheaters: Dort sitzt gerade einer von ihnen. Auf die Frage, ob man über eine gewisses Alter, einen Reifegrad erreicht haben muss, um über gewisse Dinge schreiben zu können, meinte Benedict Wells, er erfinde durch sein Schreiben ja eine neue Realität - deren Wahrheit er nur durch schlechtes Schreiben als falsch beweisen kann. "Außerdem", so fügte er lächelnd an, "ist Alter doch Tagesform abhängig."
Benedict Wells ist ein gegeisterter Überarbeiter seiner Texte. Legendär die Geschichte, dass "Becks letzter Sommer" ursprünglich 1500 Seiten stark war. Auch scheut er sich nicht, den gesamten Text von der ersten Person in die dritte Person zuzuschreiben. Und - wenn es nicht funktioniert - dies wieder rückgängig zu machen. Er bezeichnet sich selbst als langsamen Autor und so dauert es manchmal 7 Jahre, wie "Das Ende der Einsamkeit", bis es fertig ist. Wobei - merkt er an - ist ein Buch jemals fertig? Uns Autoren am Anfang riet er aus seiner eigenen Erfahrung heraus, sich auf das zu konzentrieren, was wir beeinflussen können: Nie aufzugeben und am Buch weiter arbeiten. Alles andere wird sich
ergeben. Das Leben könne man nicht kontrollieren. Das Schreiben eines Buches schon.

Natürlich stand am Ende die Frage im Raum, was man von ihm als nächstes zu lesen bekäme. Sein aktuelles Projekt, ein coming of age Roman über den Sommer 1985 in Missouri, scheint in der Schlussphase zu sein. Danach wäre vielleicht ein zweiter Teil von Becks Sommer mit Fokus auf Rauli möglich. Oder - und da war ich dann extrem elektrisiert - eine Genre Mischung aus Krabat und Stranger Things...

Der Tag als die Kultur starb:

Folgende Kurzgeschichte ist über diese legendäre Nacht entstanden. Diese stellte ich 2 Jahre später beim Regensburger Kultursommer vor: https://www.chiemgauseiten.de/der-tag-als-die-kultur-starb/
Klick aufs Bild!


Samstag, 7. März 2020

A bissel was geht immer - Helmut Dietl, sein Leben, sein München

Warum mich Helmut Dietls Biographie berührt hat


Ich wollte unbedingt Helmut Dietls Biographie lesen. Als ich entdeckte, dass es sogar eine Autobiographie aus seiner eigenen Feder gibt, war ich erst begeistert. Nach Durchlesen des Vorworts extrem enttäuscht. Alles, wofür ich mich interessierte, die wilden Bussi Bussi Achtziger in der Münchner Schickeria, die Entstehung vom Monaco Franze, die Zeit mit Barbara Valentin – nichts von alledem würde in der Autobiographie vorkommen. Warum? Leider ist Helmut Dietl während des Schreibens des Buches verstorben, ehe er – wie er es selbst ausdrückte – überhaupt bei seiner ersten Ehe angelangt war. Wollte ich ein Buch über eine Kindheit im München der Fünfziger lesen? Eigentlich nicht. Aber nach einigen Seiten bezauberte mich die liebevolle, literarische Erzählstimme von Helmut Dietl so sehr, dass ich nicht mehr aufhören konnte. Und spätestens mit Beginn der Sechziger Jahre und Dietls Erwachen als junger Mann, der sich ganz wahnsinnig für Frauen interessiert, wurde das Buch doch noch zum erhofften Inspirationsquell. Die Schwabinger Kneipen, die Reichen, Schönen und Kreativen an der Bar. Wer sich, wie ich fragte, wie ein junger Münchner aus der unteren Schwabinger Mittelschicht so eine grandiose Karriere als Regisseur und Produzent machen konnte, der bekommt einige zarten Antworten. Einerseits, weil Dietls Großvater einst ein gefeierter Stummfilm-Star war. Auch wenn das Buch leise andeutet, dass die leibliche Verwandtschaft nicht ganz gesichert ist. So oder so, der junge Dietl war bereits jemand, der sich etwas traute, der andere für sich und sich für andere begeistern konnte. Er fiel wohl schon als Teenager in den Schwabinger Szenekneipen den Kulturschaffenden auf und spätestens, als ihn seine ersten amourösen Abenteuer in die Film- und Regieszene verschlug, war sein Weg wohl vorgezeichnet. Leider gibt es im Buch diesen Missing Link, wie aus dem 20-jährigen Dietl der Regisseur der Münchner Geschichten wird. Im Anhang finden sich noch einige Schnipsel aus der Zeit, als er längst mit dem Monaco Franze bundesweit für Furore gesorgt hatte. Er beschreibt die turbulente Suche nach der Besetzung des Baby Schimmerlos und wie schwer es war, Franz Xaver Kroetz als Idealbesetzung durchzubringen. Klar, genau von diesen Geschichten hätte ich mir noch weitere 300 Seiten gewünscht. Was bleibt, sind seine Filme. Dort hat er doch eh bereits alles erzählt, sagt Dietl. Und wenn man sich einmal mehr „Rossini“ anschaut, glaubt man ihm sofort. Mein kleiner Trost bleibt, dass Benjamin von Stuckrad-Barre dem späten Helmut Dietl einige wunderschöne Kapitel in seinem „Panikherz“ gewidmet hat. Und dass inzwischen genug Zeit vergangen ist, um sogar „Zettl“ gar nicht mal sooo schlecht zu finden. Helmut Dietl bleibt für mich der Künstler, mit dem ich mich zwar lange Zeit gar nicht beschäftigt habe, dessen Arbeit mich trotzdem seit meiner Kindheit immer wieder intensivst inspiriert und begleitet hat. Monaco Franze, Schtonk, Vom Suchen und Finden der Liebe. Und jetzt also er selbst als Kunstfigur, die er ja auch irgendwie immer war. Ja, das Buch war eine Überraschung. Eine Empfehlung für alle, die München, Schwabing und die frühen Sechziger Jahre lieben.