Benedict Wells bei "Regensburg liest ein Buch"
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Benedict Wells sprach über sein Schreiben |
Benedict Wells ist ein großartiger Schriftsteller, klar.
Dass er auch noch ein feiner Kerl ist, ein wunderbar bodenständig gebliebener,
supersympathischer junger Mann ist, durfte ich beim Werkstattgespräch von
"Regensburg liest ein Buch" im Akademietheater erfahren. Benedict
Wells zu treffen war einer meiner Neujahrs-Vorsätze für 2020. Dass es
tatsächlich geklappt hat, grenzt ein klein wenig an ein Wunder. Denn wer fährt
schon unter der Woche einfach mal so von Traunstein nach Regensburg. Und das
auch noch in Zeiten der Corona. Wäre es nach der Bayerischen Staatsregierung
gegangen, hätte die Veranstaltung gar nicht stattfinden dürfen, alle anderen
Theater sind bereits geschlossen. Irgendwie gelang es Organisatorin Carola
Kupfer, diese eine, letzte Veranstaltung vor dem Corona-
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Studierende des Akademietheaters Regensburg performten einige der Szenen |
Shutdown durchzusetzen.
Benedict Wells hatte seinerseits die Lacher auf seiner Seite, als er gleich zu
Beginn gestand, dass er die letzten Tage wegen einer Erkältung überwiegend im
Bett verbracht hatte. Neben mir saß mein Autorenkollegen Fabian Bader und ich
glaube, wir beiden waren diejenigen, die am eifrigsten Benedict Wells Tipps
bezüglich Schreiben und Verlagssuche mitschrieben und aufsogen. Da außer uns
kein Mensch auf eine trockene Werkstattveranstaltung gekommen wäre, wurde das Gespräch
mit Benedict Wells mit szenischen Darstellungen abgerundet: Studierende der
Schauspielakademie spielten einige Schlüsselszenen aus "Vom Ende der
Einsamkeit" nach. Wie tickt Benedict Wells als Autor? Er befand, dass das
Schreiben eines Buches schon eine seltsame Existenz
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Mit Fabian Bader in Regensburg |
sei, weil man dabei in zwei
völlig verschiedenen Welten gleichzeitig lebte. Er beschrieb, wie seine
aktuellen Romanfiguren ihn überall hin begleiteten und deutete in die Ecke des
Akademietheaters: Dort sitzt gerade einer von ihnen. Auf die Frage, ob man über
eine gewisses Alter, einen Reifegrad erreicht haben muss, um über gewisse Dinge
schreiben zu können, meinte Benedict Wells, er erfinde durch sein Schreiben ja
eine neue Realität - deren Wahrheit er nur durch schlechtes Schreiben als
falsch beweisen kann. "Außerdem", so fügte er lächelnd an, "ist
Alter doch Tagesform abhängig."
Benedict Wells ist ein gegeisterter Überarbeiter seiner
Texte. Legendär die Geschichte, dass "Becks letzter Sommer"
ursprünglich 1500 Seiten stark war. Auch scheut er sich nicht, den gesamten
Text von der ersten Person in die dritte Person zuzuschreiben. Und - wenn es
nicht funktioniert - dies wieder rückgängig zu machen. Er bezeichnet sich
selbst als langsamen Autor und so dauert es manchmal 7 Jahre, wie "Das Ende
der Einsamkeit", bis es fertig ist. Wobei - merkt er an - ist ein Buch
jemals fertig? Uns Autoren am Anfang riet er aus seiner eigenen Erfahrung
heraus, sich auf das zu konzentrieren, was wir beeinflussen können: Nie
aufzugeben und am Buch weiter arbeiten. Alles andere wird sich
ergeben. Das
Leben könne man nicht kontrollieren. Das Schreiben eines Buches schon.
Natürlich stand am Ende die
Frage im Raum, was man von ihm als nächstes zu lesen bekäme. Sein aktuelles
Projekt, ein coming of age Roman über den Sommer 1985 in Missouri, scheint in
der Schlussphase zu sein. Danach wäre vielleicht ein zweiter Teil von Becks
Sommer mit Fokus auf Rauli möglich. Oder - und da war ich dann extrem
elektrisiert - eine Genre Mischung aus Krabat und Stranger Things...
Der Tag als die Kultur starb:
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