Samstag, 26. Januar 2019

25 Jahre Schriftsteller - Eine Danksagung

Bernhard Straßer bedankt sich bei allen Mentoren und Helfern auf seinem Weg zum Schriftsteller

Schriftsteller zu sein ist eine dieser Tätigkeiten, die man ohne ein großes Netzwerk aus Förderern, Gönnern und Sponsoren nie ausüben kann. Jemand muss einem Schreiben beibringen, die nötige Kreativität und Fantasie sollte ohnehin vorhanden sein, schließlich braucht man jemanden der hilft, "gut" zu schreiben. Später bleibt man ohne helfende Kreise, die einem Lesungen, Zeitungserwähnungen und Publicity verschaffen, ewig ein Schreiber für die Schublade. Und ja, irgendwann geht es auch darum, dass die tausende von Stunden, die man in ein Hobby gesteckt hat, vielleicht auch monetär vergütet werden. 
Ohne Euch wären diese Bücher nicht möglich gewesen.
Ich möchte mein 25-jähriges Schreib-Jubiläum nutzen, um mich bei allen bedanken, die mich auf meinem Autoren-Weg bisher begleitet haben. Dabei ist eine ziemlich lange Liste entstanden von allen, die mir auf die eine oder andere Weise außergewöhnlich unterstützt haben und bei denen ich mich ausdrücklich bedanken möchte:
Natürlich beginnend bei meinen Eltern, der Büchereileiterin und dem Viel-Leser, die mich in einem Haushalt voller Bücher aufwachsen ließen.
Frau Scharbert, die mir das Schreiben beigebracht hat. 
Frau Aichhammer (3. Klasse), Frau Götz (7. Klasse) und Frau Räder (11. Klasse), die (einzigen) Deutschlehrer, die mein Talent gefördert haben und mich stets für meine Erlebnisaufsätze lobten. 
Rudi Niedergünzl und Gerhard Feil, meine ersten Sponsoren. Zudem den Verantwortlichen beim SV Kirchanschöring die mich als 17-jährigen (!) die Sportberichte über die 1. Fußballmannschaft schreiben ließen.
Herr Standl, der mir unerfahrenen Teenager eine ganzseitige Kolumne in der Laufener / Oberndorfer Zeitschrift "Salzachbrücke" anvertraute.
Meine Tante Sally Straßer, die mich für ein Jahr in den USA aufnahm und mich bei jeder noch so großen Träumerei unterstützte.
Buzzy Welch, der mir half, ein erstes Mal in einer Literaturzeitschrift in den USA veröffentlicht zu werden. 
Eric Woodard, der mich in die Redaktion der LC Newspaper aufnahm und (fast) alle meiner wilden Stories abruckte.
Wolfgang Schweiger, ohne dessen vhs Kurs in Traunstein die Chiemgau Autoren nie zusammengefunden hätten. 
Arwed Vogel, der mir in der Literarischen Sommerakademie Schrobenhausen endlich die Tür in die Welt der Schriftsteller öffnete. Durch ihn lernte ich nicht nur Ursula Krechel und Norbert Niemann und viele weitere Autoren kennen, sondern auch das literarische Schreiben. 
Lena und Ronja die mich zum "Jung und Willig" Festival einluden und mir zu meinem ersten Bühnenauftritt nach zehn Jahren Leerlauf verhalfen.
Michael Inneberger, der unermüdlich die Bildung eines Autorennetzwerks in Traunstein vorantrieb und mir meine ersten, zudem auch noch sehr gut vergüteten Lesungen vermittelte. 
Christa Fuchs, die mir das Studio 16 zu meiner ersten abendfüllenden Lesung in Traunstein zur Verfügung stellte. 
Simone Hauer und Andi Wallner, die meine Musiker auf den ersten Lesungen waren.
Anja Gosch für ihr sensationelles Lektorat der ersten Kapitel der "Kleinstadtrebellen". 
Maxi Niedergünzl, der mir das Cover der Kleinstadtrebellen erstellte (und der folgenden Bücher auch)
Stefan Brunner, der über meine ersten Veröffentlichungen wundervoll feinfühlige und literarisch begreifende Buchbesprechungen für die lokale Presse geschrieben hat.
Christian Doermer, der mich zu seiner Literatur-Radiosendung mit den Chiemgau Autoren einlud.
Christian Hussmann, Anton Bernauer und das Landratsamt Traunstein die so viele Projekte der Chiemgau Autoren (und damit auch mich) finanziell förderten.
Ein weiterer unfassbarer Netzwerker ohne den im Chiemgau kulturell kaum was geht, ist Andreas Auer. Bei ihm hatte ich zwei meiner Buch-Premieren, er vertreibt alle meine Bücher, hat mich an die Muh vermittelt, hat mir Nennungen im bayerischen Radio beschert und mich Achim Bogdahn empfohlen. Mehr Hilfe geht nicht.
Der Hudlhub-Autor und Schrobenhausener Zeitungsredakteur Matthias Petry hat mich freundlicherweise nicht nur über die Kleinstadtrebellen interviewed, sondern gleich auf die Titelseite gesetzt und mir eine Lesung beim Kunstverein vermittelt. Wow!
Ein großer Dank geht natürlich an den Verein der Chiemgau Autoren e.V., allen voran Michael Inneberger und Meike K. Fehrmann, die sich bei der Organisation des "Text und Ton" und beim Erstellen der Literaturzeitung "Lizzy" ein Bein ausgerissen haben. 
Meine Ghost-Lektorin heißt Rebel und hat still und heimlich meine Autorenkarriere von Thüringen aus gesteuert. Sie war die perfekte Tür-Öffnerin auf der Buchmesse in Leipzig und hat für das finale Lektorat meiner Romane gesorgt.
Eine Wahnsinns-Wertschätzung war auch, dass Veronika Hümmer von der Privatschule Kalscheuer ihre 11. Klasse die "Kleinstadtrebellen" als Schullektüre lesen ließ und mich als Autor an die Schule einlud.
Die fantastischste Autorin mit Chiemgau-Bezug, Ronja von Rönne, hat mir den einen und anderen Einblick in die von mir so sehr verehrte Berliner Autorenwelt gezeigt. Allein zu wissen, dass Cornelius Reiber meinen Namen kennt und ich mit Tilman Rammstedt Bier trinken war und am nächsten Tag unfassbaren Kater hatte, war unbezahlbar.
Lisa Springer liebt das Netzwerken und öffnete mir so manch schwere Eichentür. Plötzlich saß ich mit den bekanntesten Künstlern des Chiemgau und dem Traunsteiner Bürgermeister zusammen in einer Podiumsdiskussion. 
Auch meine Heimat-Bücherei hat sich zwanzig Jahre später daran erinnert, dass es da einen Autoren aus Anschöring gibt und mich zur Lesung eingeladen. Seitdem sogar schon zwei Mal. Unter anderem zur 100-Jahr Feier. Das hat mich dann doch sehr bewegt.
Irgendwann kam eine Mail einer "Janina Hügel" die mein Buch wollte. Ich dachte an eine Spam-Mail. Aber es gab Janina Hügel wirklich. Und sie brachte einen viel beachteten Artikel in der "Hallo Nachbar" und setzte mich später sogar aufs "Rote Bankerl". Die Resonanz auf ihre Artikel war stets gewaltig und ich konnte mir keine bessere Werbung erträumen.
Auch im Kindergarten meiner Kinder hatte ich eine gigantische Unterstützung. Susanne Schwarz und Verena Schwarzkopf organisierten Lesungen für mich, zwangen das gesamte Team, meine Bücher zu lesen und warben für mich, wann immer es sich irgendwo ergab.
Ingemar und Flo vom Kleidungsladen.de haben mir ihren Laden nicht nur für eine Lesung zur Verfügung gestellt, sondern sie verkaufen auch noch jede Menge meiner Bücher. Keine Ahnung, wie sie das machen. 
Ein wenig muss ich mich auch bei Antenne Bayern bedanken. Auch wenn sie mich nur wegen der Finstermann-Geschichte interviewten, haben sie doch tausende Hörer auf meine Homepage gelockt...
Ja, hier fehlt noch jemand. Ach ja, meine Frau Nicole Straßer. Ganz explizit der Dank für die Organisation der Traunsteiner Lesweisung. Einem der spannendsten Projekte in der Jugendgerichtshilfe.
Zuletzt bekomme ich von vielen vielen Seiten Unterstützung. Ruth Ferrari beispielsweise stellt immer wieder Kontakt zur FOS her, Stefan "Firnwald" Aigner hat mir geholfen, das Layout der Homepage zu überarbeiten und hat ohnehin immer gute Tipps. Kristina Pöschl vom Lichtung-Verlag hat mir zur Veröffentlichung eines Textes im "Lichtung-Lesebuch Berge" verholfen. (Meinem ersten Buch, das in der Süddeutschen besprochen wurde) Franz Aicher hat gleich eine ganze Lesereihe  auf dem Knallerhof organisiert. Sieglinde Gaugler machte mich kurzerhand zum "vhs Dozenten" und ließ mich zusammen mit Zwoa Bier auftreten. 
Und dann gibt es noch einige geniale Autoren die mir im Hintergrund helfen, dass auch meine Schreibe nach und besser wird. Viele Grüße an dieser Stelle an Matthias Tonon und Fabian Bader!







Mit Stella und Takis Würger im Club

Die Literaturdiskussion des Jahres


Es wurde bereits alles über Stella gesagt. Aber noch nicht von allen. Deshalb schließe ich mich Deutschlands beliebtester Literaturkontroverse an  und habe mir etwas Aberwitziges vorgenommen: Das Unkritiserbare zu kritisieren.
Takis Würger's Romandebüt "Der Club" war in Literaturkreisen junger Leser eine kleine Sensation. Der sympathische Spiegel-Redakteur war folglich auch Jo Pendle aufgefallen, der seit jeher bemüht ist, seinen Hanser Verlag jünger und weiblicher zu gestalten. Da Takis Würger auch in der Buchbloggerinnen Szene beliebt ist, erfüllt er irgendwie sogar beide Merkmale. Ach ja, schreiben kann er auch noch verdammt gut. Nun ja, dass Spiegel-Redakteure begnadete Prosa schreiben, hat sich inzwischen rumgesprochen.
Takis Würgers Hanser-Roman "Stella" ist schon kurz nach seinem Erscheinen legendär. Aber anders, als es sich die Beteiligten gewünscht haben. Die Geschichte über die jüdische Greiferin Stella Goldstein hat eine hitzige, aberwitzige und extrem laute Literaturdebatte ausgelöst. Selten ist ein Roman in den gängigen Feuilletons derart verrissen worden wie Stella. Gleichzeitig formiert sich im Internet die Gegenfraktion. Ein Bestseller ist Stella sowieso und rein optisch ist Hanser unbestreitbar ein bemerkenswert schönes Buch gelungen. Aber mich interessiert nur der Inhalt. Was ist schief gelaufen in Stella? Oder reagiert die Kritik hysterisch?
Ich habe Stella mit meiner Schriftstellerbrille gelesen und bin zu folgenden, natürlich rein subjektiven Erkenntnissen gekommen:
Takis Würger ist ein sehr seltenes Kunststück gelungen: Er hat den perfekten Stoff gefunden. Er hat eine unfassbar feinfühlige, knappe Sprache entwickelt. Er hat einen raffinierten Plot und das ideale Setting gefunden. Er hatte Zugang zu den Archiven und hat die Gerichtsakten raffiniert dem Prosatext gegenmontiert. Takis Würger hat viel Zeit in Israel verbracht und offensichtlich viel Hirnschmalz und Herzblut in den Roman investiert. Er hat also alles richtig gemacht. Und trotzdem funktioniert das große Ganze nur bedingt. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist, Yann Martel hat ähnliches zu Beginn von "Schiffbruch mit Tiger" beschrieben und ich hielt das damals als grenzdebilden Literaturkniff. Stella zeigt, es ist möglich.
Der Roman beginnt stark. Analog zum "Club" mit einer feinfühligen Kindheitsbeschreibung. Eine Weile hat man sogar das Gefühl, da versucht einer ein Remake seines Erstlings. Alles liest sich gut. Selbst die magischen Elemente. Ein finsterer Mann kommt in das Dorf und verletzt Friedrich so schwer, dass er anschließend farbenblind ist, dafür außergewöhnlich gut riechen kann. Genial, denkt man. Er lässt den Erzähler Schweizer (neutral) und farbenblind (es gibt nur Grauzonen) sein! Chapeau!
Ab der Begegnung mit Tristan kippt der Roman in meinen Augen. Tristan liest sich nun in der Tat wie ein Klischee-SS-Scherge. Schlimmer, die Freundschaft zwischen ihm und Friedrich erscheint mir konstruiert. Ab hier beginnt dieses Gefühl, dass etwas mit der Geschichte nicht mehr passt. Noch schwieriger, ein unbestimmtes Gefühl lässt mich glauben, dass Takis Würger in beide Figuren, in Friedrich und Tristan, Elemente von sich selbst einfließen ließ. Kann man machen, so hat Goethe auch gearbeitet. Aber die Sympathie der beiden zueinander kann ich nicht nachempfinden. Auch, was Stella in Friedrich sieht. Gut, der Erzähler bestätigt diese Frage selbst mehrmals. Und hier stoße ich auf den Punkt, der mir ein schlechtes Gefühl bereitet hat: Ich liebe Takis Würgers verknappenden Schreibstil. Alle, die jubeln, sie hätten das Buch an einem Tag gelesen, können es nicht wirklich gelesen haben. Der Stil fordert ein, wieder und wieder zu lesen, dem Text zwischen den Zeilen nachzusinnen. Doch so gut dies funktioniert, eines funktioniert nicht: An den Schlüsselstellen verzichtet der Erzähler auf das sonst so perfektionierte "Show don't tell". Auf einmal werden Erklärungen abgegeben und Behauptungen aufgestellt, die ich nicht nachvollziehen kann.
Auffällig war auch, dass vieles - wie ironisch schnippische Bemerkungen der Figuren - das beim "Club" im Cambridge-Setting wunderbar funktioniert hat, im Berliner 40er-Jahre Setting befremdlich wirken.
Natürlich frage ich mich als kleiner Autor, ob das Florian Kessler, Isabel Boghdan und all den Literaturvirtuosen, die Takis Würger unterstützen, nicht aufgefallen ist, oder ob ich selbst ein unaufmerksamer Leser war.
Stop, jetzt habe ich mich selbst von den Kritikern hinreißen lassen.
Ob mir Stella gefallen hat? Sicher. Allein, dass durch Stella diese unfassbare Geschichte der Stella Goldstein der jüngeren Generation bekannt gemacht wird, ist ein Verdienst. Die Diskussion, was und wer und wie man über den Holocaust schreiben darf, sowieso.
Stella scheint ein extrem subjektiv empfundenes Lese-vergnügen oder -grauen sein. Deshalb sollte man es durchaus gelesen haben. Vor allem, wenn man die Geschichte der Stella Goldstein noch nicht kannte.


Sonntag, 20. Januar 2019

10 year challenge - Der Jung-Autor B. Straßer

Rückblick auf einen jungen Autor in Traunstein


Die 10 year challenge geht natürlich auch mir total auf den Sack. Warum ich trotzdem mal in meine Archive rein geschaut habe liegt wohl am hoffnungslosen Narzismus und meiner Nostalgiesucht: Wer war ich vor zehn Jahren?
Natürlich war ich damals auch schon ein Autor. Aber ein ganz anderer: Der junge indepentent-Schriftsteller, der die etablierte Kultur der bornierten Kleinstadt anpissen wollte und dachte, seine Bücher seien Groß-Werke eines supertalentierten verkannten Genies.
Hier mein Lebenslauf von damals:

Bernhard Straßer
Geboren in Traunstein wächst er in Kirchanschöring auf. Schulbesuch am Rottmayr Gymnasium Laufen wird nach der 11. Klasse abgebrochen. Es folgt ein einjähriger USA Aufenthalt in Spokane, WA. Anschließend Fachabitur an der FOS in Traunstein. Insgesamt 12 Monate Tätigkeit als Produktionshilfe werden vom Zivildienst an der Jugendherberge Prien unterbrochen. Anschließend drei Jahre Student an der Fachhochschule für Arbeitsverwaltung in Mannheim. Nach erfolgreichem Abschluss als Diplom Verwaltungswirt Umzug nach Rosenheim. Seit 2005 Arbeitsvermittler in Traunstein.
Schreiben:
Mit 16 entdeckt er die Kunst des Schreibens als Ausdrucksform. Erste Experimente mit Kurzgeschichten und Sportberichten. Später freier Mitarbeiter bei den Lokalzeitungen. Später folgen einzelne Gedichte, schreibt weiter vorwiegend Kurzgeschichten. Zuletzt erschienen: „La Bohéme“, „Die Verführung der Bathseba“.

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