Freitag, 8. Januar 2016

Die Literaturrebellen in Traunstein

Alois ist erleuchtet auf der Puls Club Tour


Der Rock'n'Roll Dichter in Traunstein, das war immer ich! Fast zwanzig Jahre lang hat mir keiner diese Stellung streitig gemacht. Blöd ist nur, dass man mit Mitte Dreißig gar nicht mehr so Rock'n'Roll ist. Und Rock’n Roll ist seit gut zehn Jahren inzwischen auch schon wieder sowas von 2006…
Was als junger Autor mit Anfang Zwanzig so alles möglich gewesen wäre, hat mir dieser Fabian Bader aufgezeigt. Der hat aktuell die Puls Lesereihe gewonnen. Diesen beschissenen Wettbewerb, den ich die letzten Jahre nicht gewonnen habe, weil die ein Alterslimit haben! Ja, ein Alterslimit! Da hatte ich extra so geniale Texte für die geschrieben und dann darf ich nicht mal mitmachen! Damals hatte der Matthias Tonon diese Lesereihe gewonnen. Und jetzt sitzt er auf einmal da, im Mauracher in Traunstein, auf der Puls-Clubtour 2016, der aktuelle Gewinner: Fabian Bader heißt er. Und was macht er so als Gewinner? Jettet quer durch Bayern von Kleinstadt zu Kleinstadt, schläft im besten Hotel der Stadt auf Kosten des bayerischen Rundfunks und tankt jede Menge Gintonic. Rock'n'Roll also. Ich bin sofort begeistert! Dann schreibt der Junge auch noch Popliteratur und erweist sich als Spezialist von Christian Kracht. Obwohl Pop schön seit fünfzehn Jahren tot ist und ich seit zehn Jahren nach jemanden suche, der das Genre noch immer zelebriert. Fabi liest Popliteratur. Die Gäste im vollen Lokal hören erst kurz verdutzt zu, dann steigt der Lärmpegel wieder. Es kracht und ellist im Mauracher und das Traunsteiner Schickimicki-Publikum hat wieder einmal überhaupt keine Ahnung, welcher Glanzstunde sie beiwohnen. Sie sind offensichtlich wegen dem Rieder Michi, oder der Lischt-Kapelle da und verstummen erst feierlich, als ein erstes Mal das Wort "Koks" durch das Mauracher schallt. Situationen wie diese irritieren mich immer ungemein und ich entschuldige mich bei Fabi für das bornierte Publikum. Ich erzähle ihm vom Norbert Niemann, der früher auch mal Rock'n'Roll war und dessen Kinder auch Bader heißen und bin kurz irritiert, ob Fabian vielleicht sein Sohn ist. Ähnlich sehen sie sich. Aber Fabian ist nicht aus Chieming, sondern aus Regensburg. Ich erwähne, dass der Norbert den Kracht kennengelernt hat. Und auch den Glavinic Thomas. Wir einigen uns darauf, dass der Glavinic sicher ein Arschloch ist. Aber eines, das wir unbedingt, unbedingt, unbedingt einmal kennenlernen wollen. 
Fabi spendiert uns noch Schnaps, wie es sich für einen Rock'n'Roll Dichter und Literaturrebell gehört und ich beneide ihn, wünschte ich hätte mit 23 seine Möglichkeiten gehabt. Aber das hab ich ja über Ronja von Rönne auch schon mal behauptet. Und dann fällt mir ein, dass auch die Ronja so schreibt wie der Kracht. Und dass auch sie ihren Buchvertrag besoffen gekriegt hat. Der Fabian schaut seinerseits recht komisch als ich das erzähle, so als hätte er die Puls Lesereihe auch betrunken gewonnen und würde nur wegen der ganzen Feierei jetzt nach Leipzig eingeladen. Ich schwöre mir, dass ich auch so lange feiern werde, bis ich endlich die Damen vom Aufbau Verlag oder wenigstens den Müller Tom kennengelernt habe. Und fange gleich damit an. Lerne aber nur die Chefin vom Gut Edermann und vom Rosenkavalier kennen. Immerhin ein Anfang. Wir beschimpfen die Jungs von OK Kid und klauen das "L" und das "S" der riesigen Puls-Heliumballons. Zwar torkle ich wieder ohne Buchvertrag nach Hause, dafür mit Geschenken für die Kinder. 

Mehr Namedropping Feuerwerke gibt es hier: Alois ist erleuchtet 

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