Mein Sohn (3) sagte zum Cover immer: Seine (Franzens) Hände sind abgebrochen! Er war aber auch schon alt! : ) |
Pip
heißt eigentlich Purity und Purity heißt ebenso Jonathan Franzens Roman
"Unschuld"
im Original. Seltsam übersetzt, aber welche Mutter /
welcher Autor nennt schon seine Hauptfigur "Purity"?
Und
da sind wir schon mitten drin in Franzens Welt. Von der Literaturwelt
vergöttert stieß der Roman bei einigen Buchbloggern (nicht ganz zu Unrecht) auf
vernichtendsten Widerstand. Ich hab das Buch, obwohl ich ein Langsamleser bin,
bis zum letzten Satzzeichen durchgearbeitet. Was bedeutet: Es hat mich durchaus
unterhalten, sonst wäre ich nach hundert Seiten schon ausgestiegen.
Streckenweise hat mich das Buch sogar richtig gefesselt. Vielleicht nicht
unbedingt im literarischen Sinne, aber plotten, das kann er, der Franzen. Das
Überraschungsmoment, in dem der Leser erfährt, wer Pips Vater tatsächlich ist,
zähle ich sogar zu den besten, die ich bisher gelesen habe.
Und
dennoch war ich noch mehr überrascht, wie simpel, fast trivial Franzens Sprache
ist, wie banal viele der (Männer)Fantasien in die er sich hineinspinnt. Und
glaubt man anderen Rezensenten, liegt es nicht an der Übersetzung.
Interessant
ist auch das Frauenbild, das der Autor Franzen zeichnet: Alle Männer sind
direkt oder indirekt Opfer einer Frau. Sie wurden entweder von der Ehefrau
"kastriert", oder von der eigenen Mutter verhunzt. Schuld sind die
Männer nie. Sie sind zwar alle mit Fehlern beladen aber kleine Würstchen im
Vergleich zu den Monstern, die ihre Frauen/Mütter sind.
Einzige
Ausnahme ist natürlich die reine, unschuldige Pip, die zwar auch kein Kind von
Traurigkeit ist, aber an deren harmlosen Verkorkstheit ist natürlich auch die
Mutter schuld.
Seltsam
ist auch das Ende, zu dem ohne Spoilergefahr gesagt werden kann, dass ein Hund
eine wichtige Rolle spielen wird. So, als sei Pip und Pips Unschuld am besten
mit einem Hund zu vergleichen. Hm, da es das ja irgendwie ziemlicher Quatsch
ist, habe ich da sicherlich zu viel hineininterpretiert. Ich werde das Buch
also nochmal durchkauen. Und gebe Euch in drei Monaten, wenn ich fertig bin,
Bescheid, ob ich was anderes herausgefunden hab!
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