Freitag, 22. Januar 2016

Die Kleinstadtrebellen im Auerhaus

Warum "Auerhaus" von Bov Bjerg das perfekte Buch für mich ist

Gehört in jedes Buchregal: Auerhaus von Bov Bjerg

Alle lieben das Auerhaus! Nicht nur die Leser, sondern auch Schriftsteller und Kritiker: 
Eine Gruppe Jugendlicher zieht in ein altes Bauernhaus mitten im Dorf. Es gibt Partys, Verknalltsein, kleinere und größere Lausbubenstreiche und jede Menge Blaulicht. Lesern, die mich kennen, sei gleich gesagt, dass ich hier nicht den Inhalt meiner Kleinstadtrebellen wiedergebe. Doch die Gemeinsamkeiten bis dahin sind wirklich verblüffend. Vielleicht sieht so die typische Jugendzeit in Süddeutschland aus. Warum das Auerhaus dennoch einzigartig ist: 
Es beginnt schon bei Bov Bjergs Erzählstimme .Rasch wird klar, warum das Auerhaus in den Feuilletons gefeiert wird und die Kleinstadtrebellen nie aus der Kleinstadt herausgekommen sind:
Wären im Auerhaus auch
gut aufgehoben: Die
Kleinstadtrebellen
Bov Bjerg schreibt knapp, dicht, präzise. Er muss nichts umschreiben, es wird nicht geschwafelt, jeder Satz sitzt. Jedes der teils winzigen Kapitel bietet Stoff, um lange darüber nachzudenken. Beinhaltet Humorvolles, aber auch Schreckliches. Die Konsequenzen der Handlungen der Auerhaus-Kleinstadtrebellen werden nicht nur augenzwinkernd angedeutet. In einem fast grausamen Realismus wird beschrieben, wie die sogenannten Lausbubenstreiche das Leben jedes einzelnen im Auerhaus prägen und erschüttern wird. Denn so schwerelos leicht das Auerhaus geschrieben ist, so humorvoll die Begebenheiten und Charaktere gezeichnet sind, es ist doch eine erschreckende Welt, aus der Höppner Hühnerknecht und seine Freunde ins Auerhaus zu entfliehen versuchen. Drogen, Straßenstrich, Homosexualität, Depression, psychische Erkrankungen - selten hat man so viele ernste Themen so leicht aufbereitet serviert bekommen. 
Das Auerhaus ist eine Utopie, viele hatten in ihrer Jugend ein Auerhaus. Aber die Stärke des Buches ist, dass es das Leben nicht schönzeichnet, oder eben nur ab und an und es sofort wieder korrigiert. 
Man fiebert mit Höppner mit, versucht Frieder zu verstehen, ärgert sich über Vera und Cäcilia, ist entsetzt über Harry und sorgt sich um Pauline. Was will man mehr von einem Buch? Gratulation, Bov Bjerg! Ihm ist gelungen zu erschaffen, was ich mir bei meinen Kleinstadtrebellen vorgenommen hatte: Lockerheit und Tiefe zugleich. Nie den Humor verlieren und konstant dicht erzählen. Absolute Leseempfehlung!

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1 Kommentar:

  1. so bernhard - danke, ich habs mir gekauft und bin gespannt wie es mir gefällt!

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