Er ist unbestritten der Star unter den freiberuflichen Kasperl: Der Kasperl von Dr. Döblingers geschmackvollem Kasperltheater. Der Hype um den Megastar: Riesig. Seit den alten ORF - Kennwort Kasperlpost, 1136 Wien - Tagen hat kein Kasperl im alpenländischen Raum mehr so eine Popularität erreicht.
Am Sonntag freuten sich hunderte Kinder und Erwachsene auf den Auftritt des kasperlnden Superstars in Traunstein. Schon Stunden zuvor picknickten wartende Fans im Stadtpark, um sich einen guten Platz vor dem Kasperltheater zu sichern.
Doch wie es sich für einen echten Star gehört, ließ der Kasperl auf sich warten. Frau Hagemann von der Stadtbücherei, der es gelungen war, den vielbeschäftigten Kasper in die Provinz nach Traunstein zu locken, verlas die offizielle Mitteilung: Die Mitarbeiter von Dr. Döblingers geschmackvollem Kasperltheater hätten eine Autopanne gehabt.
Schnell machte aber die Runde, dass der Kasperl womöglich in der letzten Nacht wieder arg über die Stränge geschlagen habe, gar ein Hotelzimmer zertrümmert habe und noch seinen Rausch ausschlafe. Wer kann, der kann. Die Popularität dieses Kasperls rührt ja nicht daher, da er so ein braver 08-15 Suppenkasper ist. Nein, dieser Kasperl wird für seine derbe, teils zynische Sicht auf die Welt geliebt. Ein Superkasperl wider Willen, der selbstironisch mit seiner Popularität umgeht.
Jedenfalls kann der Kasperl nichts dafür, dass die Kasperl der Stadtbücherei die Maße der Bühne nicht berücksichtigt hatten und die gesamte Bestuhlung noch einmal umgebaut werden musste.
Sprich: Alle, die sich vordere Plätze reserviert hatten, saßen nun ganz hinten. Eindeutig eine klassisch-typische Kasperei.
Den Kindern war es Wurst, sie dürften alle ganz vorne sitzen, als es mit einer halben Stunde Verspätung losging.
Und wie. Wachtmeister Wirsing und danach der Kasperl wurden mit schrillem Kreischen begrüßt, es ging zu wie auf einem Tokyo Hotel Konzert.
Trotz Aufbaustress zeigte sich der Kasperl, Profi wie er ist, in Galaform und performte ein großartiges Theater bei dem Kinder wie Erwachsene gleichsam düpiert wurden und sich jeweils vor Lachen wegschmissen. Ab und an wunderte sich der Kasperl, wie leicht die "Kinder vom Land" zum Lachen zu bringen waren, freute sich dann aber, wenn ihn selbiges auch beim kritischen Traunsteiner Hochkulturpublikum in den hinteren Reihen gelang.
Kasperl und die Brotzeit hieß übrigens das dargestellte Stück. Und es ist, soviel sei schon mal verraten, gut ausgegangen.
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