Sonntag, 28. Juni 2015

Wanda-Tag in Kirchanschöring

Sterben wirst Du leider in Wien... 

Einen Abend lang hat es für Wanda so ausgeschaut, als könnte der Satz auch auf Kirchanschöring zutreffen.

Nachdem Nina "Fiva" Sonnenberg das Abendgewitter bei Blitz, Donner und Starkregen überlebt hatte, hinterließ sie Wanda einen Stromausfall und ein im Wortsinn abgesoffenes Soundequipment.
Marco Michael Wanda und seine Jungs waren so halb verspult, wie es sich für eine Band auf Megatour im Dauerhype gehört, als sie in Kirchanschöring ankamen. Sein erster Satz, an mich zufälligen Passanten gerichtet, war dann auch standesgemäß: "Hast ein Feuer?". Umgehauen hat mich dann aber, dass der Leadsänger von Österreichs fantastischster Rockband aller Zeiten sich

anschließend vorstellt: "Ich bin der Marco, übrigens." Das fühlte sich so an, als hätte Falco damals larmoyant genuschelt: "übrigens, ich bin der Hans."
Fünf Stunden später steht also Wanda auf der Bühne. Nichts klappt im Soundcheck und die Uhr tickt, das nächste Unwetter ist angesagt und der Bürgermeister des Dorfes hat bereits die Schulturnhalle freigegeben, gesetzt den Fall, 2000 Festivalbesucher zu evakuieren. Natürlich nicht ohne zu erwähnen, dass der Boden doch so neu sei und man bitte bei Todesgefahr mit Bedacht die Halle stürmen solle.
Wanda checkt eine gute Viertelstunde den Sound, samt obligatorischen Dauerzigaretten in den Mundwinkeln.
Als weder Wetter noch Sound besser werden, tun sie das, was Rockstars halt tun: Marco brüllt ein von Herzen kommendes "Scheiß drauf!" ins Mikrofon und mit Vollgas geht's los mit Lucia, die, die weiße Zähne hat, obwohl sie ständig raucht.
Wanda in Anschöring. Sie ziehen das Konzert durch, obwohl nach jedem Song ein neuer Seitenhieb Richtung Bürgermeister Birner kommt, dass sie jetzt endgültig das letzte Lied spielen müssen. Gefühlte zwei Stunden lang.
Dass Wanda auch in der Piefkeprovinz mit Verve sein Rockstarimage pflegt, bekamen während des Konzerts die anderen Bands zu spüren. Während Wanda auf der triefnassen Bühne brüllt: „Ich will Schnaps!“, hat die Band vorgesorgt und sämtliche Schnapsvorräte aus dem Backstagebereich auf die Bühne gebracht. Natürlich nicht nur zur Verzierung, sondern die Flaschen wurden nach und nach geleert. Sehr zum Unmut der Lokalmatadoren und als Hip-Hopper naturgemäßen Erzfeinde der Rockstars, der Mundwerk – Crew. Hinter der Bühne schien es einen 1A Skandal zwischen beiden Bands gegeben haben. Wer den Battle der Wiener gegen die Oberbayern gewonnen hat, wurde nicht überliefert.

Davon ahnen die tropfnassen Zuhörer natürlich nichts. Trotz Grenznähe schreien auch die Anschöringer Wandafans ein blitzsauberes "Eins, zwei, drei, vier, es ist so schön bei dir", anstatt auf wienerisch mit "aans, zwaa..." zu punkten. So sinds, die Piefkes.

Gestorben ist letztendlich keiner. Weder durch Blitzschlag, noch durch eine Punchline der Mundwerk Crew. Das kann man dann später immer noch in Wien.


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