Sterben wirst Du leider in Wien...
Einen Abend lang hat
es für Wanda so ausgeschaut, als könnte der Satz auch auf Kirchanschöring
zutreffen.
Nachdem Nina "Fiva" Sonnenberg das
Abendgewitter bei Blitz, Donner und Starkregen überlebt hatte, hinterließ sie Wanda
einen Stromausfall und ein im Wortsinn abgesoffenes Soundequipment.
Marco Michael Wanda und seine Jungs waren so halb
verspult, wie es sich für eine Band auf Megatour im Dauerhype gehört, als sie
in Kirchanschöring ankamen. Sein erster Satz, an mich zufälligen Passanten
gerichtet, war dann auch standesgemäß: "Hast ein Feuer?". Umgehauen
hat mich dann aber, dass der Leadsänger von Österreichs fantastischster
Rockband aller Zeiten sich
anschließend vorstellt: "Ich bin der Marco,
übrigens." Das fühlte sich so an, als hätte Falco damals larmoyant
genuschelt: "übrigens, ich bin der Hans."
Fünf Stunden später steht also Wanda auf der Bühne. Nichts
klappt im Soundcheck und die Uhr tickt, das nächste Unwetter ist angesagt und
der Bürgermeister des Dorfes hat bereits die Schulturnhalle freigegeben,
gesetzt den Fall, 2000 Festivalbesucher zu evakuieren. Natürlich nicht ohne zu
erwähnen, dass der Boden doch so neu sei und man bitte bei Todesgefahr mit
Bedacht die Halle stürmen solle.
Wanda checkt eine gute Viertelstunde den Sound, samt obligatorischen
Dauerzigaretten in den Mundwinkeln.
Als weder Wetter noch Sound besser werden, tun sie das,
was Rockstars halt tun: Marco brüllt ein von Herzen kommendes "Scheiß
drauf!" ins Mikrofon und mit Vollgas geht's los mit Lucia, die, die weiße
Zähne hat, obwohl sie ständig raucht.
Wanda in Anschöring. Sie ziehen das Konzert durch, obwohl
nach jedem Song ein neuer Seitenhieb Richtung Bürgermeister Birner kommt, dass
sie jetzt endgültig das letzte Lied spielen müssen. Gefühlte zwei Stunden lang.
Dass Wanda auch in der Piefkeprovinz mit Verve sein
Rockstarimage pflegt, bekamen während des Konzerts die anderen Bands zu spüren.
Während Wanda auf der triefnassen Bühne brüllt: „Ich will Schnaps!“, hat die
Band vorgesorgt und sämtliche Schnapsvorräte aus dem Backstagebereich auf die
Bühne gebracht. Natürlich nicht nur zur Verzierung, sondern die Flaschen wurden
nach und nach geleert. Sehr zum Unmut der Lokalmatadoren und als Hip-Hopper
naturgemäßen Erzfeinde der Rockstars, der Mundwerk – Crew. Hinter der Bühne
schien es einen 1A Skandal zwischen beiden Bands gegeben haben. Wer den Battle
der Wiener gegen die Oberbayern gewonnen hat, wurde nicht überliefert.
Davon ahnen die tropfnassen Zuhörer natürlich nichts. Trotz
Grenznähe schreien auch die Anschöringer Wandafans ein blitzsauberes
"Eins, zwei, drei, vier, es ist so schön bei dir", anstatt auf
wienerisch mit "aans, zwaa..." zu punkten. So sinds, die Piefkes.
Gestorben ist letztendlich keiner. Weder durch
Blitzschlag, noch durch eine Punchline der Mundwerk Crew. Das kann man dann
später immer noch in Wien.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen