Sonntag, 4. September 2016

Von Prominenz und Berühmtheiten: Der Star nebenan

Wer träumt nicht davon, mit einem waschechten Star bekannt zu sein? Oder wenigstens jemanden zu kennen, der einen Prominenten kennt. Wenn schon der Traum, selbst berühmt zu sein, für uns Normalsterbliche unerreichbar ist, so wäre es doch super, wenigstens durch die Bekanntschaft eines Stars sich ein wenig in dessen Glanz Sonnen zu können. 
Rein mathematisch dürfte es nicht so schwer sein, jemanden zu haben, der jemanden kennt, der einen Prominenten kennt. Die bekannte "Small World Theorie" besagt, dass es nur 5-6 Personen braucht, um zwischen jedem Menschen eine Verbindung herzustellen. Wenn einer davon ein Prominenter ist, dürfte die Kette sogar noch kürzer sein, da dieser, wie es der Name bereits sagt, viele kennt und von noch mehr gekannt wird. 

Beispiel: 1996 war ich als großer Grunge - Fan in Amerika und es gelang mir, über zwei Verbindungen einen Bezug zu Kurt Cobain herzustellen: Ich hatte eine Nachbarin. 
Sie behauptete, ihr Neffe, Dylan Carlson, sei ein guter Freund von Kurt Cobain gewesen. 
Ich blieb skeptisch, aber in einer Autobiographie über Kurt Cobain entdeckte ich ein Foto von Kurt Cobain und - Dylan Carlson - die beide mit einer Schrotflinte hantierten. Dylan Carlson, so hieß es, war jener Freund des Rockidols der die Schrotflinte kaufte, mit der sich Kurt Cobain erschoss.
Meine Nachbarin gab meinem Drängen nach und versprach mir, ein Autogramm von ihrem Neffen zu beschaffen. Es wäre die großartigste Nirvana-Reliquie gewesen, die ich nach Deutschland hätte heimbringen können. 
Kurz vor Ende meines USA-Aufenthaltes erklärte sie traurig, dass ihr Neffe verschollen sei, sie sagte etwas von Drogen und, dass niemand wisse, wo Dylan sei. 
Es blieb also nichts bis auf diese Episode und meiner Small-World Verbindung zu Kurt Cobain über nur zwei Personen.

Gestern, über 17 Jahre später, höre ich im DLF einen Bericht über den Film "Gold" von Thomas Arslan. Der Film wird verrissen. Aber: Es wird die Musik des Amerikaners Dylan Carlson erwähnt. Ich reiße die Augen auf. Dylan Carlson! Er lebt also noch! Und die Erinnerung an Seattle, Holzfällerhemden, Ziegenbärten und diese schrammelige Popmusik, die ich seit Jahren nicht mehr gehört habe wurde für einen Moment wieder wach...

Zurück zu den Promis. Mir ist zu diesem Thema aufgefallen, dass ich zwar ein Nullachtfuffzehn Bub vom Dorf bin, dennoch aber mit einigen waschechten Stars bekannt bin. 
Beginnend bei meinem Fußballtrainer aus Kindheitstagen, den in den 70er und 80er jeder Fußballfan in Deutschland kannte. Wir Kinder wussten zwar alle, dass BernhardDürnberger "bei den Bayern gespielt hat", ein sehr abstrakter Begriff, besonders weil der Ex Fußballer immer bodenständig und bescheiden geblieben ist und nur wenig von seiner Zeit mit Beckenbauer, Rummenigge und Matthäus erzählte. Was das aber bedeutet, erahnt man aber, wenn er noch heute in der Sportschau zu sehen ist, wie er grinsend Pep Guardiola die Hand schüttelt.
Dann gibt es noch die zweite Kategorie der Bekannten, die sich in die Welt der Promis einschleimen. Unvergesslich jener Aufschrei, als während des EM Finales 2008 plötzlich unser altbekannter Oli Griß neben Schweinsteigers damaliger Freundin Sarah Brandner stehend, auf der Videowand erschien. 
Dann gibt es noch die Leute von früher, die man von der Schule, oder vom Furtgehen her kannte, die plötzlich selbst berühmt wurden. Stefan Dettl und der Keller Steff gehören dazu. Vielleicht aus unserem Bekanntenkreis auch noch die Steinmaßl Susi und der Kreier Flo, die ja mit halb München bekannt sind. 
Ach ja, mit Mista Wicked, dem Reggaestar lebte ich mal eine Jahr lang in einer WG am Chiemsee. Damals hieß er noch "Poldi" und war Maurer...
Desweiteren gibt es noch die Regionalstars, die im Landkreis jeder kennt, wirklich und tatsächlich jeder! Im Rest von Deutschland hat man allerdings noch nie von deren Berühmtheit gehört. Günter Wimmer, Superstar im Chiemgau seit jeher, ist so ein Beispiel. 

Und schließlich noch die Nerd-Berühmtheiten, die keine Sau kennt, außer die, die mit dem jeweiligen Spezialgebiet vertraut sind. Wenn ich denen sage, dass ich mit Norbert Niemann Biertrinken war und ich eine Woche intensiven Arbeitens mit Ursula Krechel verbracht habe, zucken alle die Achseln. Bis auf die anderen Nerds, die sich mit zeitgenössischer Literatur befassen. 

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