Sterne sieht man nur bei Nacht
Warum ich "Sterne sieht man nur bei Nacht" meiner Mutter und Daniel Roider gewidmet habe
Ein Beitrag aus der Kirchanschöringer Gemeindezeitung
Die Bücherei Kirchanschöring in den 80er Jahren als ich quasi hier aufgewachsen bin |
Das Jahr, in dem sie den Kampf mit dem Krebs aufnahm und sie
sich später, genau wie die Familie, mit dem Sterben auseinandersetzen musste,
war gleichzeitig eines der schönsten und lebenswertesten in meinem Leben. Wie passte
denn das zusammen?
Dieses Paradoxon hatte mich lange beschäftigt. Und als die
Zeit reif war, habe ich begonnen, das Grundgerüst einer literarischen Geschichte
aufzuschreiben, die sich grob an den damaligen Ereignissen orientierte und sich
mit der Frage auseinandersetzte:
Besteht
ein Zusammenhang zwischen Tod, Leben, Liebe, Verdrängung und Lebenslust?
Was
ist nach sechs Jahren Arbeit daraus geworden? Ein Buch über Hans, einen jungen
Mann Mitte Zwanzig, der sich ins Leben stürzt, um das mögliche Sterben seiner
Mutter zu verdrängen. Er wird sich verlieben und zwischen zwei Frauen
entscheiden müssen, wird nach Paris reisen, die Stadt der Liebe in der seit
jeher das Leben als Fest gefeiert wird. Das Festival im Grünen wird für Freunde
des Lokalkolorits ebenso wiederzuerkennen sein wie die Chiemgauer Kleinstadt in
der Hans lebt.
Als
literarisches Vorbild habe ich mir das Buch „Das Schicksal ist ein mieser
Verräter“ genommen. John Green gelang es mit diesem Roman, ein heiteres, nicht
nur trauriges Buch über das Sterben zu schreiben und eine spannende Geschichte
in viele literarische Elemente zu verpacken. Ich hoffe, dass mir ähnliches
gelungen ist.
Um
zu vermeiden, dass ein rein autobiographisches Buch entsteht, habe ich einen
fiktiven Mittelteil ins Buch eingefügt, der in Paris spielt. Inspiriert von
einer wunderbaren Geschichte die ein junger Anschöringer als Akkordeon
spielender Straßenmusiker in Paris erlebt hatte, entstand eine fast
eigenständige "Geschichte in der Geschichte", die ganz neue Konflikte
in den Roman hinein wob.
Eine
Herausforderung war das Schreiben über das Sterben. Meine Arbeit wurde leider
zwei Mal von der Realität eingeholt. Als mein Vater überraschend starb, musste
ich mich noch einmal intensiv mit dem Tod auseinandersetzen. Da ich damals die
Paris-Kapitel schrieb, beeinflusste es den Schreibprozess glücklicherweise nur
am Rande. Während der Überarbeitung der letzten Kapitel erkrankte allerdings Daniel
Roider, der Mann meiner Schwester, an einem Gehirntumor. Da viele der
traumatischen Erlebnisse mit einem Mal wieder Gegenwart wurden, musste das
Romanprojekt viele Monate ruhen. Als Daniel kurz vor Fertigstellung des Buches verstarb,
beschloss ich, das Buch nicht nur meiner Mama, sondern auch ihm zu
widmen.
Wer
mehr über das Buch nachlesen will, findet ausführliche Informationen auf www.chiemgauseiten.de
Übrigens ist gerade eine Lesung in der Bücherei Kirchanschöring geplant: Voraussichtlich am 30. Oktober, eine knappe Woche nach dem zehnten Todestag meiner Mutter.
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