Mittwoch, 28. September 2016

Ein Roman in dem viel Kirchanschöring steckt

Sterne sieht man nur bei Nacht

Warum ich "Sterne sieht man nur bei Nacht" meiner Mutter und Daniel Roider gewidmet habe

Ein Beitrag aus der Kirchanschöringer Gemeindezeitung


Die Bücherei Kirchanschöring in den 80er Jahren als ich quasi hier
aufgewachsen bin
Zehn Jahre ist es her, seit meine Mama, Lilli Straßer, nach ihrer Krebserkrankung gestorben ist. Sie
war meine gesamte Kindheit über die Leiterin der Bücherei in Kirchanschöring. Und ob ein Zusammenhang darin besteht, seine Kindheit in einer Bücherei zu verbringen und später Schriftsteller werden zu wollen, liegt irgendwie auf der Hand.
Das Jahr, in dem sie den Kampf mit dem Krebs aufnahm und sie sich später, genau wie die Familie, mit dem Sterben auseinandersetzen musste, war gleichzeitig eines der schönsten und lebenswertesten in meinem Leben. Wie passte denn das zusammen?
Dieses Paradoxon hatte mich lange beschäftigt. Und als die Zeit reif war, habe ich begonnen, das Grundgerüst einer literarischen Geschichte aufzuschreiben, die sich grob an den damaligen Ereignissen orientierte und sich mit der Frage auseinandersetzte:
Besteht ein Zusammenhang zwischen Tod, Leben, Liebe, Verdrängung und Lebenslust?
Was ist nach sechs Jahren Arbeit daraus geworden? Ein Buch über Hans, einen jungen Mann Mitte Zwanzig, der sich ins Leben stürzt, um das mögliche Sterben seiner Mutter zu verdrängen. Er wird sich verlieben und zwischen zwei Frauen entscheiden müssen, wird nach Paris reisen, die Stadt der Liebe in der seit jeher das Leben als Fest gefeiert wird. Das Festival im Grünen wird für Freunde des Lokalkolorits ebenso wiederzuerkennen sein wie die Chiemgauer Kleinstadt in der Hans lebt.
Als literarisches Vorbild habe ich mir das Buch „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ genommen. John Green gelang es mit diesem Roman, ein heiteres, nicht nur trauriges Buch über das Sterben zu schreiben und eine spannende Geschichte in viele literarische Elemente zu verpacken. Ich hoffe, dass mir ähnliches gelungen ist.
Um zu vermeiden, dass ein rein autobiographisches Buch entsteht, habe ich einen fiktiven Mittelteil ins Buch eingefügt, der in Paris spielt. Inspiriert von einer wunderbaren Geschichte die ein junger Anschöringer als Akkordeon spielender Straßenmusiker in Paris erlebt hatte, entstand eine fast eigenständige "Geschichte in der Geschichte", die ganz neue Konflikte in den Roman hinein wob.
Eine Herausforderung war das Schreiben über das Sterben. Meine Arbeit wurde leider zwei Mal von der Realität eingeholt. Als mein Vater überraschend starb, musste ich mich noch einmal intensiv mit dem Tod auseinandersetzen. Da ich damals die Paris-Kapitel schrieb, beeinflusste es den Schreibprozess glücklicherweise nur am Rande. Während der Überarbeitung der letzten Kapitel erkrankte allerdings Daniel Roider, der Mann meiner Schwester, an einem Gehirntumor. Da viele der traumatischen Erlebnisse mit einem Mal wieder Gegenwart wurden, musste das Romanprojekt viele Monate ruhen. Als Daniel kurz vor Fertigstellung des Buches verstarb, beschloss ich, das Buch nicht nur meiner Mama, sondern auch ihm zu widmen. 
Wer mehr über das Buch nachlesen will, findet ausführliche Informationen auf www.chiemgauseiten.de

Übrigens ist gerade eine Lesung in der Bücherei Kirchanschöring geplant: Voraussichtlich am 30. Oktober, eine knappe Woche nach dem zehnten Todestag meiner Mutter.

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