Wie ich durch Zufall einigen ausgezeichneten Schriftstellern über den Weg gestolpert bin
Geht jetzt das gnadenlose Namedropping schon wieder los? Natürlich! Auch in diesem
Artikel werde ich mich wieder aufplustern wie ein Rohrspatz, denn Klöppeln gehört zum Handwerk. Und mit 26 hatte ich davon immer noch keinen blanken Schimmer. Schlimmer: Ich war einer jener bescheidenen Autoren die bemüht waren, tolle Geschichten zu schreiben, auch mutig genug, sie zu veröffentlichen, aber zu scheu, sie anzupreisen, zu unsicher, ob die Schreibe schon was taugt. Nichts wünschte ich mir mehr, als einen „echten“ Schriftsteller kennenzulernen. Einen Mentor, der mich bei der Hand nahm, allen erzählte: Dieser junge Mann ist gut! Fördert ihn! Druckt ihn! Aber nix.
Damals noch auf myspace! |
Ursula Krechel in Schrobenhausen |
Nichts schien schwerer, als in einen Literaturkreis aufgenommen zu werden. Tatsächlich war ich allerdings blind. Armin Konnert, wir waren immerhin in dieselbe Schule gegangen und hatten gemeinsame Freunde, gewann wie aus dem Nichts den FM4 Wortlaut Wettbewerb. Und statt ihm überschwänglich zu gratulieren und ein Netzwerk aufzubauen, war ich beleidigt, dass mir niemand erzählt hatte, dass er schreibt. Schließlich war doch ich der einzige Schriftsteller weit und breit. Stefan Dettl und Florian Kreier, ebenfalls nie weit weg von mir, hatte ich ebenso wenig als Schreiber bzw. Songwriter auf dem Schirm. Erst Jahre später war es ein Zufall, (Autoren brauchen manchmal Zufälle) der mich in einen Haufen gestandener Schriftsteller stolpern ließ. In Schrobenhausen, wo ich seit Jahren regelmäßig flanierte, wurde eine Literaturwerkstatt angeboten. Ursula Krechel, meine Dozentin, gewann einige Jahre später den Deutschen Buchpreis. Dort lernte ich einen weiteren Autor kennen, der sogar im Nachbardorf am Chiemsee lebte: Norbert Niemann hatte den Ingeborg-Bachmann-Preis und einige andere Auszeichnungen gewonnen und steckte mich mit seiner Leidenschaft für die große Literatur an. Am meisten gefiel mir aber, dass er auch nach einigen Bier noch
wundervoll hochtrabend diskutieren konnte und irgendwie seinen inneren Jugendrebell nie verloren hatte. Dann ging alles ganz schnell. In Traunstein trafen sich die Chiemgau-Autoren und ein junger Herr namens Matthias Tonon, der gerade die Puls-Lesereihe gewonnen hatte, tauchte unverhofft auf. Ein junger talentierter Autor aus Traunstein. Danach hatte ich über zehn gesucht. Erst dieses Jahr war schließlich Matthias‘ Lesereihen Gewinner-Nachfolger, der Regensburger Jung-Autor Fabian Bader (Hier sein Blog) in Traunstein zu Gast. Er spendierte mir einen Schnaps und seine Gin-inspirierte, quasi ginspirierte Popliteratur erinnerte mich daran, was eigentlich ich mit Mitte zwanzig einmal machen wollte. Damals fehlte mir das Netzwerk. Und heute? Heute fehlt mir die Jugend. Oder?
Matthias Tonon beim Text & Ton |
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