Wie ein Stück romantischer Literatur entstand

Wehmütig denkt er zurück an seine Studentenjahre, die er mit den Romantikern in Heidelberg verbracht hat. Er ist viel gereist in dieser Zeit, hat leidenschaftliche Gedichte und Erzählungen geschrieben, nun wächst der Druck des Erwachsenenlebens.
Während er seine Pflichten als Beamter gewissenhaft ausfüllt, nutzt er jede freie Minute, um eine Art Road-Movie des frühen 19. Jahrhunderts über einen Taugenichts zu schreiben, der naiv in die Welt hinaus wandert, um allen Pflichten zu entfliehen, um sich zu verlieben, um frei zu sein, um das Leben, das einzig wahrhaftige Leben, bis ins Mark auszusaugen. Während er den leidenschaftlichen Roman schreibt, stirbt ein Elternteil, der finanzielle Druck wächst und je freier sein Taugenichts im Roman ist, desto mehr vereinnahmen ihn die Pflichten im richtigen Leben. Er ist kurz davor, das zu werden, wogegen er anschreibt: Ein Philister.
Wer sich mit Joseph von Eichendorff und seinem „Aus dem Leben eines Taugenichts“ beschäftigt hat, der wird diese Geschichte, diese Tragik des einstigen Heidelberger Romantikers, der sein Brot als Beamter verdienen musste, kennen. Und wer mich kennt, der wird grinsen und merken, dass ich gar nicht über Eichendorff, sondern über mich geschrieben habe.
Ohne Eichendorffs Biographie zu kennen, habe ich mich kurz nach meinem Studium kurz mit dem Taugenichts auseinandergesetzt und meine eigene Version des Romans unter dem Titel „Reise ans Ende der Romantik“ aufgeschrieben.

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen