Alois ist erleuchtet - Teil 4 der Literaturprovinzsatire
Die anderen sind alle auf dieser beschissenen Buchmesse. Die Ronja, die Cornelia. Der Norbert wahrscheinlich auch. Wär mir eigentlich egal. Wenn die nicht alle ständig twittern würden, wie geil es dort ist und wem sie schon alles die Hand geschüttelt haben. Alle bis auf den Norbert natürlich. Der ist ja alt und gescheit genug, der macht das nicht. Das twittern, meine ich. Nicht das Hände schütteln. Und die anderen prahlen dann auch noch herum, dass es im Literaturzirkus einen Dreck interessiert, wie gut man schreibt. Man muss nur die richtigen Leute kennen. Man muss nur dabei sein, bei der Buchmesse. Und man muss genau wissen, wen man vollschleimt und welcher Arsch kriechenswert ist. Und das Schlimme ist nicht, dass das so ist. Sondern, dass ich das weiß und so, so gern bei Euch mitmachen würde!
Ich mache das nämlich auch. Aber halt nicht in der Bücher-Bundesliga, sondern so eher provinziell im oberbayerischen. Anstatt Jo Lendle vollzuquatschen, dass er ein Visionär ist und, dass der Norbert und der Glavinic sich doch verpissen sollen aus seinem schönen Verlag, auch wenn da natürlich meine eigene Meinung dazu habe, sieht meine Realität ungefähr so aus: Ich sitze im Sitzungssaal des Landratsamtes und schleime mich bei den hiesigen Kultur-Verwaltern ein, wie toll ich es finde, dass junge Literaturtalente endlich beim Kulturpreis der Stadt berücksichtigt wurden, will aber eigentlich sagen, dass es eine Frechheit ist, dass ich den bescheuerten Preis nicht bekommen habe, sondern der Matthias. Wer ist denn nun der größte Jung-Literat im Chiemgau? Jaja, der Norbert selbst hat mir einmal gesagt, es wird Zeit, dass die jungen Wilden den verstaubten Kulturschaffenden in Traunstein mal in den Arsch treten. Sinngemäß jedenfalls. Aber genau die sind es halt, die die Preise verleihen und die einem so väterlich den Kopf tätscheln, wenn sie es gut finden, was man so macht. Von den Geldern mal ganz zu schweigen. Und deshalb finde ich auf einmal den Kunstverein Arts und die städtische Galerie dann doch supergut und bin voll begeistert von den wunderbaren Projekten dort und am aller, allerliebsten mag ich die Aquarellkunstwerke vom hiesigen Kunstverein.
Ich registriert das natürlich, was die in Frankfurt für Tipps in die Provinz senden und hab dann einfach so getan, als sei ich auf der Buchmesse und jede Menge Hände geschüttelt, auch wenn mir natürlich klar ist, dass das unterm Strich eher nichts bringt für die Autorenkarriere. Und die Ronja hätte das wohl sicher auch wieder super gefunden, dass ich so selbstreflektiert erkenne, wie sehr man im Chiemgau in der Kacke hocken kann. Die hat wenigstens halb Deutschland und seit neuestem halb Österreich als Feind. Ich trau mich nicht einmal, mich mit den Aquarellmalern anzulegen. Und sowas nennt sich Kleinstadtrebell...Und das mit dem Kulturpreis kann ich wohl auch vergessen, wenn irgendwann einer der Traunsteiner Kulturtypen merkt, was Twitter ist...
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