Helmut Dietl, Monaco Franze und München
Denkmal an der Münchner Freiheit - Helmut Fischer in seiner Rolle als Monaco Franze |
Der Monaco Franze war zunächst eine Kindheitserinnerung
an selige Fernsehabende mit der Familie. Abende, an denen die Eltern an anderen
Stellen gelacht haben als die Kinder, glückliche Abende, wenn man nicht vorher
ins Bett musste.
Als Teenager vor allem Schtonk mit einer gewisssen Faszination
die Mischung aus Hitler und einer nackten Veronika Ferres verfolgt. Mit Rossini
und Late Night weniger anfangen können.
Und auf einmal, als Student, wieder dieser Monaco Franze.
FH-Kino im Audimax der Fachhochschule. Die Exil-Bayern der Kinogruppe haben es
sich in den Kopf gesetzt, dem Publikum den Monaco Franze näher zu bringen. Und
auf einmal ist alles ganz klar: Ein bisserl was geht immer. Immer des Gschiß
mit der Elli. Das ist unser Leben! Wir sind der ewige Stenz!
Monatelang läuft das Monaco Franze DVD Set auf und ab.
Besonders während der Prüfungszeit und im Fasching. Der Monaco Franze als „Bro
Code“ des bayerischen Stenz. Die Heilige Bibel des Dolce Vita Bavaria.
Zur selben Zeit etwa läuft im Kino „Vom Suchen und Finden
der Liebe“. Also der melancholische Blick des Stenz auf das, worauf das Leben,
die Liebe, nach ihrer Vollendung hinaus läuft. Nichts ist für die Ewigkeit und
nichts ist so unnahbar wie die Vergangenheit, die einmal eine goldene Gegenwart
gewesen zu sein schien. Der wehmütige Konjunktiv.
Der noch wehmütiger wird, als man – endlich- auch Kir
Royal, die Münchner Geschichten und natürlich Rossini erneut zu Gemüte führt
und nun, so alt wie Dietl war, als er zu Filmen begann, dessen Welt nicht nur
besser versteht, sondern zurück sehnt.
Durch München flanierend, mit verträumten Blick und so zu
tun, als sei man im Schwabing der Achtziger Jahre, das man selbst so nie
kennengelernt hat. Ja, das hat alles Helmut Dietl verbrochen. Das Wissen
darüber, dass Patrick Süskinds größtes literarisches Werk nicht das Parfum war,
sondern das Drehbuch zum Monaco Franze.
Und nun die traurige Gewissheit, dass dieses Münchner
Genie Helmut Dietl nie wieder einen Film machen wird. Siebzig Jahre. Da wäre
noch einiges drin gewesen. München wird nicht mehr dieselbe Stadt sein. Anders
gesagt: Dieses München, das die Stadt einst war, wird niemand mehr so wunderbar
wiederaufleben lassen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen