Dienstag, 1. August 2017

Wie Jan Wagner zur Lyrik verführt und ich was gelernt habe

Regentonnenvariationen

Jan Wagners Lyrik-Verführung


Jan Wagners Lyrik inmitten meiner Zierpflanzenzucht
Jan Wagner, einer der Autoren der Stunde, Abräumer der wichtigsten Literaturpreise, ist  ein wunderbar seltenes, vom Aussterben bedrohtes Pflänzlein: Er ist Lyriker!
Klar, als Student durchforstete man noch die Liebhaberbuchhandlungen auf der Suche nach Heinrich Heine und Josef von Eichendorff. Aber zeitgenössische Dichtung kam einem nicht ins Haus. Höchtens mal der Erich Fried wegen seinen Liebesgedichten. Also dem einen. Aber keine Bachmann und der dichtelnde Grass schon gleich gar nicht. Warum jetzt also Jan Wagner?
Schuld ist die Autorenkollegin Meike K. Fehrmann. Auf der Schreibwerkstatt der Chiemgau Autoren auf der Rabenmoosalm versuchte sie, uns laptoptippenden Stubensitzerautoren mit Literatur über und in der Natur zu begeistern. 
Doch davor muss ich noch ganz was anderes erzählen: Als begeisterter Leser von Thoreaus "Walden" und leidenschaftlicher Garten-Amateur - manche nennen es Bio-Legastheniker, ziehe ich Jahr für Jahr unkontrolliert aber effektiv die tollsten Pflanzen. Dieses Jahr gingen von den unzähligen Samenstücken folgende Pflanzen auf: Erbsen, Gurken, Radieschen, Tomaten. Und eine wunderschöne Zierpflanze, die ich erst für eine Kartoffel hielt, später für den Sonnenhut den ich bereits im letzten Jahr in ebenselben Topf angepflanzt habe. Die Zierpflanze wuchs wahrhaft prächtig und es ließen sich mühelos Ableger nehmen und bald war es mir gelungen, sie zwischen Rucola und Zucchini zu ziehen, wo sie mit ihrer Pracht das Hochbeet verzierte. 
Die Chiemgau-Autoren lauschen dem Giersch
Und wie heißt sie, diese Wunderpflanze?
Jan Wagner bzw. Meike K. Fehrmann hat mich den Namen dieser außergewöhnlich robusten Pflanze gelehrt: Siehe "Regentonnenvariationen, Gedicht I": Meike K. Fehrmann räusperte sich, während im Hintergrund die Kuhglocken läuteten und der warme Sommerwind durch die Fichten fuhr. "Nicht zu unterschätzen:", rezitierte sie mit kräftiger Stimme die Lyrik Jan Wagners, "der Giersch" 
Mit jeder neuen Strophe, gewitzt gereimt, wortstark erdichtet, zeichnete Jan Wagner mit Meike Fehrmanns Stimme das Portrait jener Pflanze die ich - gleich der Kleine Prinz seine Rose - seit Wochen pflegte und umhegte: Der Giersch! Der Tyrannentraum, das Tyrannenunkraut, Nemesis des Deutschen Kleingärtners. 
"Der Giersch" hatte nun gleich mehrere Konsequenzen: 
- Der Musengärtner in mir ehrte die Pflanze fortan noch mehr.
- Zurück im Tal rannte ich sofort in den nächsten Buchladen und holte mir Jan Wagners Regentonnenvariationen. Und...
- Meike K. Fehrmann gelang es zwar nicht, ihre Autorenkollegen/innen zur Naturlyrik zu verführen, aber Jan Wagner verführte sie zum Dichten über die Natur.
So entstand ihr Gedicht "Die Kohldistel", die sie erst neulich auf der Bühne vortrug. Hier das Video: https://meike-k-fehrmann.com/2017/07/28/von-der-schreibwerkstatt-auf-die-buehne-video/
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So und ab jetzt wird wieder kräftig gedichtet! Wer macht mit?

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