Mittwoch, 2. August 2017

Wie Sie auf Ihrer Lesung ein garantiert volles Haus haben

10 Tipps für Autoren - Die Autorenlesung

Wie Sie auf Ihrer Lesung ein garantiert volles Haus haben

So mancher Autor startete mit einer gefeierten Lesung
seine grandiose Karriere
Viele Autoren kennen das: Das Buch ist geschrieben und gedruckt, wird aber von Amazon und selbst dem Buchladen um die Ecke sträflich ignoriert. 
Die Lösung? Eine Lesung!  
Da es kein größeres Marketingdesaster gibt als vor leeren Stuhlreihen zu lesen, hier 10 todsichere Tipps, wie Ihre Lesung zum umjubelten Kulturevent des Jahres wird und Sie und Ihr Buch mit einem Schlag berühmt macht:



Nichts ist schlimmer als leere Stühle
auf einer Lesung
  1. Mieten Sie sich im größten Saal Ihrer Stadt ein! Je größer, desto besser. Nichts ist demütigender als ein volles Haus - in einer Besenkammer.
  2. Machen Sie möglichst wenig Werbung! Ihre Leser wollen nicht bevormundet werden. Wer sich für Ihr Werk interessiert, der muss nicht extra von Zeitungsartikeln oder - noch schlimmer - Social Media Posts ständig auf Ihre Lesung hingewiesen werden.
  3. Sie wollen auf ein Plakat nicht verzichten? Ok, dann verraten Sie nicht zuviel! Es reicht völlig, den Ort, Uhrzeit und den Hinweis "Lesung" auf das Plakat zu drucken. Auch das Wort "Literatur" in großen Lettern zieht immer. Wenn Sie mit Details glänzen möchten, können Sie ja eine möglichst avantgardistisch-verspielte Clipart groß auf dem Plakat platzieren. Idealerweise eine Grafik, die rein gar nichts mit dem Thema Ihrer Lesung zu tun hat. Leser lieben Überraschungen!
  4. Verzichten Sie auf ein unterhaltsames Rahmenprogramm. Musikbegleitung oder ähnliches lenkt die Zuhörer nur von Ihrer Literatur ab. Wenn schon unbedingt Musikbegleitung, dann wählen Sie Musik, die im scharfen Kontrast zu Ihrem Buch stehen: Also Jazz bei Popliteratur. Einen Elektro-DJ zu einer Mundartlesung. Auch eine klassische Harfinistin soll so manche Lesung eines Jugendromans hübsch umrahmt haben.
  5. Sie möchten gemeinsam mit einem Autorenkollegen auftreten? Immer schlecht. Wer teilt schon gerne die Aufmerksamkeit der Zuhörer? Wenn, dann sollten es möglichst viele Autoren auf der Bühne sein. Je mehr Autoren aus möglichst unterschiedlichen Genres, desto mehr Zuhörer werden Sie zu Ihrer Lesung locken.
  6. Wer ist ein geeigneter Co-Autor? Lassen Sie niemals zu, dass ein gutaussehender Autor / Autorin neben Ihnen auf der Bühne Platz nimmt. Erfahrungsgemäß sind gutaussehende Menschen schlechte Autoren - und niemand will auf die Lesung von Autoren gehen, die zwar ein optischer Leckerbissen sind, aber miese Prosa liefern.
  7. Zusammenarbeit mit Schulen? Niemals! Es gibt kein schrecklicheres Publikum als Hunderte Schüler, die Ihrem Werk lustlos folgen, dazwischenquatschen und am Ende doofe Fragen stellen. Schulklassen auf Lesungen sind die Hölle!
  8. Humor hat auf Lesungen nichts verloren. Literatur ist eine ernsthafte Angelegenheit. Lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, lustige Zoten zu reißen. Im Gegenteil! Referieren Sie ausführlich darüber, wie Ihr Werk entstanden ist!
  9. Werden Sie Mitglied in einer Autorenvereinigung! Dann brauchen Sie sich nie wieder um Ihre Besucherzahlen den Kopf zu zerbrechen. Denn allein die zahllosen Autorenkollegen/innen, die Sie bei Ihrer Lesung unterstützen wollen, werden für ein volles Haus sorgen! 
  10. Verlangen Sie den Eintritt, der Ihnen zusteht! Freier Eintritt sagt nichts anderes als: Der Abend ist nichts wert. Verlangen Sie mindestens 8 EUR. Zu wenig? Sollten Sie 15 EUR oder mehr verlangen wollen, gestalten Sie den Abend länger: Drei Stunden mindestens. Kündigen Sie dies auf dem Plakat an! Verglichen mit 4 Stunden Literaturlesung sind 20 Euro fast geschenkt!
Sie haben sich an alle Tipps gehalten? Herzlichen Glückwunsch! Sie werden im Nu zum beliebtesten Autor der Stadt und treten bald nur noch auf, wenn der Bürgermeister eine Laudatio hält. Oder der Landrat. Oder der Papst.

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