Dienstag, 17. Februar 2015

Warum Bücher sexy sind

Sexy Bücher und Schallplatten
Jonathan Franzen erwähnt in seinem Buch "Das Kraus Projekt", dass Bücher von Elektronik "an die Wand gedrückt werden, weil sie nicht als annähernd so sexy gelten."
Natürlich ist es naturgemäß nicht die Meinung des Schriftstellers, dass Bücher nicht sexy seien, aber gilt das auch für die normalsterblichen Leser?
Ein Buch ist sexy! Es ist kein Zufall, dass sich im Deutschen das Wort "Ebook" für die angeblich so sexy elektronischen Schriften durchgesetzt hat. Das deutsche Wort "Buch" wird immer etwas physisches, etwas auf Papier gedrucktes, beschreiben. Im Deutschen hält sich für das elektronische Buch der anglisierte Begriff "Ebook". Wer sich mit Sprache beschäftigt ahnt, dass dieses englische Wort als Bezeichnung für eine Neuerung, der der deutsche Kulturbürger traditionell mit Skepsis gegenübersteht, nichts mit amerikanischer Sexyness zu tun hat, sondern in ihm eine sprachlich scharfe Abgrenzung zum Hochkulturgut "Buch" mitschwingt. 
Das Ebook sei nicht verteufelt, im Gegenteil. Bietet es doch die einzigartige Möglichkeit für sämtliche sozialen Schichten, sich zahllose Literaturklassiker gratis aufs Handy etc. zu laden und zu lesen. Dennoch reduziert es einzigartige Werke zu einem virtuellen Gut, das  im Übermaß verfügbar scheint und dadurch im Wert geschmälert wird. 
So erging es andererseits auch der Musik. Die Schallplatte wurde von der CD ersetzt und CDs konnten bald ohne Qualitätsverlust als MP3 überspielt und getauscht  werden und heute ist praktisch die gesamte Musikgeschichte per Cloud und gestreamt überall verfügbar. 
Und durch genau diesen Werteverfall aufgrund des unübersichtlichen Überflusses feierte die Schallplatte ihr einzigartiges Comeback. Jede Platte ist ein Unikat, ihr Rauschen, selbst die komplizierte Mechanik, die es bedarf, um sie abzuspielen, haben die Schallplatte sexy gemacht. So sexy, dass sie selbst in Zeiten der Cloud wieder in die Regale der Musikläden zurückgekehrt ist. 
Und genau so wird es dem Buch ergehen. Jedes Buch ist ein unikat. Nach jedem Lesevorgang wird es sich verändert haben. Nie wird man eine .pub Datei so lieben können wie ein Buch, das man in den Händen hält. Ein Buch kann repräsentativ in den Schrank gestellt werden, es hat Gewicht und es duftet. Ein Buch wird bald so sexy sein wie es die Schallplatte wieder geworden ist.  Es wird aufgrund seiner Sexyness nie vom Ebook verdrängt werden können.

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