Die Ache nach den Bauten zum Hochwasserschutz |
Wenn ich einmal gehen werde,
werde ich sagen können, dass mein Leben im Fluss war. Oder am Fluss war.
Mein Geschenk war das Wasser.
Ich wuchs am Wasser auf und suchte den Rest meines Lebens in allen Orten, in
denen ich lebte, in allen Städten, die ich besuchte, stets das Wasser.
Einundzwanzig Jahre meines
Lebens erwachte ich mit dem Plätschern des Baches, der Ache in Kirchanschöring. Ich war barfuß, in
Sandalen, in Gummistiefeln den Bach hinauf und hinab gewatet, habe im Wasser
gebadet und bin am Ufer in einer Hängematte gelegen und habe nachgedacht.
Der Bach war stets da wie
eine Selbstverständlichkeit und Wasser ist nicht nur Leben, Wasser ist, ganz
subjektiv, mein Leben.
Spokane River Falls |
Das Leben ist im Fluss und
Kinder wachsen, werden zu erwachsenen jungen Menschen. Meine Volljährigkeit
erlebte ich nicht mehr im beschützten Zuhause am Bach. Als Suchender zog es
mich in die Welt hinaus und lebte ein erstes Mal in einer Siedlung die größer war als die Nachbarstadt. Allerdings wohnte ich nicht mehr am Bach. Der Fluss, das Wasser, war
kilometerweit entfernt. Der Fluss hieß wie die Stadt in der ich lebte: Spokane.
Mit der Schneeschmelze verwandelte sich der Spokane River in ein reißendes
Gewässer und die Spokane River Falls boten ein so spektakuläres Schauspiel,
dass wir mit der Schulklasse hinunter zum Fluss spazierten. Spokane blieb die
einzige Stadt meines Lebens, in der ich nicht regelmäßig das Gewässer
aufsuchte.
Am Rhein bei Mannheim |
Nach der Zwischenzeit zurück
am Bach lebte ich ein Jahr lang in einem Ort, dem gleich zwei Gewässer seinen
Namen gaben: Prien am Chiemsee. Durch das Priental wanderte ich mit
Schulklassen und brachte den Kindern die Natur näher. Zum Chiemsee lief oder
spazierte ich fast jeden Tag. Ich las dort, ich schrieb dort. Ich arbeitete an
einem Umweltstudienplatz, dessen Lehren sich rund um das Wasser drehten. Seit
meiner Zeit dort brauche ich ein Gewässer, um Sport zu treiben. Es gibt Läufer,
die nur am Wasser entlang laufen können. Ich bin einer von ihnen.
Mit den Aufgaben wuchsen die
Orte und mit den Orten die Flüsse. Schließlich joggte ich regelmäßig den Rhein
entlang. Der größte der
Neckar in Heidelberg |
Den zweiten Fluss der Mannheim durchzog, den Neckar, erwanderte ich meistens im Nachbarort. In Heidelberg. Stundenlang spazierte ich am Neckarufer und tausend
Sehnsüchte vergangener Zeit spiegelten sich in seinem Wasser.
Auch die größten Jahre im
Leben eines jungen Menschen haben einst ein Ende und die Stadt wurde wieder
kleiner und der Fluss schmaler. Rosenheim ist bekannt für den Inn. Mein Fluss
aber war die Mangfall. Es gibt wenig schönere Orte, als die Mangfall im Sommer
stromaufwärts zu laufen. So fremd mir die Stadt blieb, so sehr habe ich das
Ufer der Mangfall geliebt.
Mangfall in Rosenheim |
Schließlich die Heimkehr in
die Stadt, in der ich geborgen wurde. Der Fluss hier heißt Traun und mein Weg
führte mich entweder am Traunstein vorbei Richtung Haslacher Mühle. Oder in
entgegensetzter Richtung zum Klobenstein. Hier gingen viele große Köpfe vor mir
spazieren. Ludwig Thoma, Thomas Bernhard, Josef Ratzinger. Ich hätte sie alle
überholt…
Spaziergänge an folgenden Flüssen sind übrigens in mein Buch "Sterne sieht man nur bei Nacht" geflossen: Traun, Pegnitz, Seine... Mehr dazu hier:
Entlang der Traun zu den Felsen:
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