Weihnachten '86: World Games auf dem C64 |
Ja, ich habe eine Computervergangenheit. Ich habe vom C64
über Amiga 500, N64 bis zur PlayStation sämtliche Systeme besessen und einen
Teil meiner Jugend mit den heute als Klassiker geltenden klobigen Pixelspielen
verbracht.
Dies ist die Lebensbeichte und der Lebenslauf eines
ehemaligen Computernerds.
Der Commodere C64
Das Unheil begann an Heiligabend 1986. Das Christkind hat
meinen älteren Cousins einen Commodore C64 gebracht. (Mir eine Pumuckl Uhr)
Anstatt Weihnachtslieder zu singen, starrten 6 Kinder mit
viereckigen Augen gebannt auf Omas alten Farbfernseher und sahen zu, wie am
Joystick gerüttelt wurde und ein pixeliges Männlein auf Schlittschuhen Anlauf
nahm, über acht Fässer sprang und beim Landen ins Eis einbrach. Die Cousine
fluchte und musste den Joystick abgeben. World Games hieß das Spiel, das uns
diesen Heiligen Abend lang beschäftigte.
Meine Sommerurlaube verbrachte ich fortan nicht mehr bei
meiner Tante, sondern beim C64.
Summer und Winter Games, Microprose Soccer und Spy vs.
Spy hießen die Lieblingsspiele.
Als das Nachbarskind einen Amiga 500 zum "Arbeiten"
bekam, musste ich nicht mehr bis nach München fahren, um spielen zu können.
Alle paar Wochen durften wir dort in Omas altem
Schlafzimmer in Kirchanschöring eine Stunde spielen. Meistens Gianna Sisters
oder Test Drive, Emeralds Mine, Double Dragon 4 und International Karate +.
Dann wurden wir vom Hansi rausgeschmissen und stapften nach langen Protesten
widerstrebend die Treppe wieder hinunter.
Irgendwann hatte meine Mama Erbarmen mit mir und kaufte
mir einen völlig überteuerten Schneider CPC464. Auf einem Grünmonitor konnte
ich die beliebten Spiele nun im eigenen Kinderzimmer spielen, wann immer ich
wollte. Manche Spiele liefen über ein Kassettenlaufwerk und es dauerte mehrere
Minuten, bis das Spiel geladen war. Andere Computernerds aus dem Dorf kamen
vorbei und spielten in meinem Zimmer, egal ob ich da war, oder nicht.
Mehr als Retro: Schneider CPC 464
Irgendwann hatte ich vom Grünmonitor und vom Pfeifen des
Cassettenlaufwerks genug und ich verkaufte den Schrott dem Hubert.
Der läutete eine Woche später, mit einem Bollerwagen und
traurigem Gesicht, an meiner Haustür. Die Mama erlaubte ihm den Besitz des
neumodischen Geräts nicht mehr. Ich gab ihm das Geld zurück und entdeckte auf
einer Diskette eine Datenbank aller Kühe des Hofes samt Mädchennamen. Ich
spendete den Schneider CPC nach Polen und bekam den uralten, aber im Vergleich
zum CPC modernen C64 meiner Cousins geschenkt.
Es war 1993 und die waren längst einen Schritt weiter: Sie
besaßen nun einen nagelneuen 386er PC mit 25 Mhz und einer 50 MB Festplatte.
In gestochen scharfer Farbe und in sensationeller VGA
Grafik spielte ich mein erstes Adventure: Monkey Island. Ich war verzaubert.
Ein Spiel wie ein Film. Noch nie hatte ich etwas faszinierenderes gesehen und
ich verbrachte die nächsten Urlaube dort nur noch vor dem PC.
Welch Wunderwerk der Technik. Man konnte mit Paintbrush
malen und die Bilder abspeichern! Ich lernte schnell die wichtigsten Dosshell
Befehle und fand eine Schatzkiste an Spielen: Wing Commander. Lemmings. Sim
Life. Silent Service 2.
Endlich ein Amiga 500
Einen Teil dieser Spiele konnte ich bald auf meinem
gebrauchten Amiga, den ich mir kaufte,
selbst spielen. Absolutes Lieblingsspiel
wurde aber wieder ein Fußballspiel: Sensible Soccer wurde tagelang mit den
Freunden gezockt.
Das Zimmer eines Computernerds |
Mit Civilization erwischte mich das erste Suchtspiel.
Statt Latein zu lernen, eroberte ich als Lord Berni von Ägypten bis 2 Uhr morgens
die Welt. Nicht viel besser waren Die Siedler, die ich damals für das
genialste Spiel aller Zeiten hielt.
Super Mario 64 |
1995 begann auch für mich das PC Zeitalter. Der 486er mit
100 Mhz und 500 MB Festplatte war auf dem Stand der Zeit. Bald kaufte ich mir
ein CD Rom Laufwerk dazu und die Spiele kamen mir vor wie Kinofilme: Rebel
Assault, Creature Shock und Rollenspiele wie Ultima 7 und Lands of Lore.
Zwei Jahre später war der PC schon wieder Out. Die
Spielkonsole N64 war das Maß aller Dinge. Die Wochenenden verzockten die
Freunde wieder gemeinsam in meinem Zimmer mit Super Mario Kart und dem James
Bond Shooter Golden Eye. Revolutionär auch Super Mario 64, der auf einmal nicht
mehr nur von links nach rechts, sondern 360 Grad in sämtliche Richtungen laufen
und hüpfen konnte. Die Zukunft hat begonnen, waren wir uns sicher.
Dann wurde lange nicht mehr Computer gespielt.
Die Playstation
Bis ich mir doch noch die PS2 und 2007 die PS3 besorgte.
Längst dem Computernerdalter entwachsen war es die völlige Freiheit der GTA
Reihe, die mich noch einmal zum Spieler werden ließ. Mit einem Müllauto durch
den Park fahren. Ampeln missachten und Briefkästen umfahren. Genial! Daneben
noch FIFA, das immer realistischer werdende Fußballspiel, kein Vergleich mehr
mit den Pixelköpfen von Microprose Soccer. Und natürlich Assassins Creed, das
Mittelalter GTA.
GTA V war übrigens das letzte Spiel, an dem ich mich noch
versucht habe.
Seitdem habe ich leider weder Zeit noch Muse zum Spielen.
Inzwischen warte ich, bis ich entweder meinem Sohn das Computerspielen nicht
mehr verbieten kann, oder ich im Altersheim auf der PS12 meine letzten Tage mit
GTA XVI verbringe.
Was aus dem Typen geworden ist, erfahrt ihr hier: www.bernhardstrasser.de
Damals wurden Freundschaften auf die Probe gestellt...suchteln oder rausgehen - das war die Frage.
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