Wir wussten 
nichts von Star Wars. Als Kinder der bayerischen AchtzigerJahre ohne 
Kabelfernsehen hatten wir zwar von einem Skywalker und einem Krieg 
der Sterne gehört. Aber da mein Papa meinte, fünf Fernsehsender seien 
völlig genug und auch in der Grundschule kein einziger Krieg der Sterne 
gesehen hatte, gab es nicht mehr als nebulöse Legenden, dass Star Wars 
noch "kuhler" als Raumschiff Enterprise sei. 
Anfang der 
Neunziger begann auch in unserem Dorf 
die Moderne und wir bekamen einen Videorecorder. Innerhalb weniger 
Monate überspielte mir mein Cousin aus der Stadt sämtliche Indiana Jones
 Teile und... Star Wars. Es war Weihnachten, als ich die Episode 4 ein 
erstes Mal anschaute. Und da war er. Der Typ mit der schwarzen Maske, 
der so komisch schnaufte, der Todesstern, der brüllende Yeti! Und das 
Leben war plötzlich auf wundersame Art und 
Weise magisch. 
Noch magischer war, dass auch dieser Indiana Jones in
 Star Wars mitspielte. Und am aller fantastischten war, dass dieser Harrison Ford meinem Papa erst ein wenig, in den folgenden 
Filmen mit zunehmend grauem Haar meinem Vater immer mehr ähnlich schaute. Vielleicht war es
ein Skywalkeresquer Vaterkomplex der schuld war, dass ich ein fanatischer Harrison Ford
 Fan wurde. So fanatisch, dass ich sogar "Mosquito Coast" super fand und mir American Graffiti zigfach anschaute. 
Selbst 
meinen Vater überzeugte ich, dass Harrison Ford der beste Schauspieler 
der Welt und auch noch ein guter Mensch sei. Und auch wenn Papa weder 
mit Han Solo, noch 
mit Indiana Jones etwas anfangen konnte, sah er sich zumindest die 
ernsteren Filme wie "Regarding Henry" oder "Der einzige Zeuge" ganz 
gerne an. 
Mein Papa und Harrison Ford sind gemeinsam alt geworden. Mein Papa ist vor vier Jahren gestorben. 
Gestern sitze ich
 im Kino beim "Erwachen der Macht". Sofort muss ich an meinen Papa 
denken, als plötzlich Harrison Ford, inzwischen 72 Jahre und in Würde 
gealtert, auf der Leinwand auftaucht. 
Ich bin sofort 
wieder der Teenager, der den Millenium Falken fliegen will und es ein 
bisschen cool findet, dass sein Papa vielleicht einmal wie Han Solo 
gewesen ist, als er noch jung war. 
Und unweigerlich kommt dieser Moment, an dem mir die Rührung in die Augen schießt beim Gedanken daran, wie schön es doch ist,
 dass wenigstens Harrison Ford noch lebt...
(Wer den Film noch sehen will, sollte nun nicht mehr weiterlesen)
Natürlich ist 
jemand, der inzwischen 6 Star Wars Filme auf Deutsch und Englisch im 
Kino gesehen hat, nicht überrascht, dass dieser 
neue böse Maskentyp, Kylo Ren, von irgendwem der Helden Vater oder Sohn 
oder wenigstens 
Cousin zweiten Grades ist. Diesmal also der Sohn von Han Solo. Da auch 
ich mich ja gewissermaßen wie Harrison Fords Sohn fühle, könnte er quasi
 
mein Bruder sein, fantasiere ich noch. Und was macht das Bruderherz, 
kurz nachdem ich mich so 
gefreut habe, dass ich meinen Stellvertretervater wenigstens noch 
mindestens zwei 
Teile lang im Kino sehen darf? Haut ihm ein Lichtschwert in den Bauch! 
Was für ein Arschloch!
Und ein erstes Mal sitze ich mit weit 
aufgerissenem Mund und feucht werdenden Augen im Kino und starre 
fassungslos auf die Leinwand. Vielleicht ist es ja nur eine 
Fleischwunde, denke ich. Ein Han Solo hält das aus. Dann wird Han Solo in die Tiefe geschmissen. 
Verdammt. Aber das kann man ja auch überleben, oder? Verdammte 
Scheisse. 
Erst nach und 
nach kann ich mich beruhigen. Bin auch nicht versöhnt, als die dunkle 
Seite schließlich ihren dritten Todesstern verschlissen hat. Was das den
 Sith nur wieder gekostet hat. Schad ums Ged. 
Ich bin immer noch fassungslos über Han Solos Tod und sage
 mir immer wieder, dass Harrison Ford ja noch lebt. Es ist nur ein Film.
 Es stand halt einfach im Drehbuch. Er kann immer noch als Geist in Star Wars 8 auftreten. 
Oder in Indiana 
Jones 5. 
Oder wenigstens in Air Force One 2!
Mehr vom Harrison Ford-Fan gibt es hier zu lesen: www.bernhardstrasser.de
Mehr vom Harrison Ford-Fan gibt es hier zu lesen: www.bernhardstrasser.de
 
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