Dienstag, 12. März 2019

Erfüllung eines Kindheitstraumes: Meine Reise nach Rom

Mein erstes Mal in Rom

Wenn man im Zug zwischen Flughafen und Roma Termini bereits aus dem Zug springen möchte, nur weil vor dem Fenster die Ruine irgendeines Aquäduktes vorbeitauscht, sind das nicht die besten Voraussetzungen für einen Kurztrip in die ewige Stadt. Jedenfalls nicht für meine Frau, die den ganzen Schlamassel ausbaden muss.
Warum jemand, der seit seinem 5. Lebensjahr Römerbücher verschlingt, 7 Jahre Latein ertragen hat und dessen Lieblingslied "Junge Römer" heißt, noch nie in Rom war, bleibt ein ewiges Rätsel.
Zum 40. Geburtstag hat man mich also auf die Reise in meine Traumstadt geschickt.
Erster Eindruck: Extreme Armut, hässlicher Bahnhof, Taschendiebe am Bahnhof und die miefige Metro. An der Metro Station permanentes Knallen wie von Schüssen, ein normaler Tag in Italien, wie ihn sich der Bub vom Land in all seinen Vorurteilen vorstellt.
Nach dem Check In ist es schon fast 6 Uhr abends und trotzdem will ich mir noch möglichst alles anschauen. Ob es mir gelungen ist?

Rom, 1. Tag

Mit der Metro zur Haltestelle Colosseum. Und schon von weitem sehe ich das Wahrzeichen Roms und den Konstantin-Bogen und beginne immer schneller zu laufen. Nicole verdreht die Augen: Das kann ja heiter werden.

Wie ein Kind im Süßigkeitenladen springe ich aufgeregt bin und her und weiß nicht, wohin zuerst.
Dass das ganze Kolloseums Areal eine einzige Touristenfalle ist und mir tausende Typen Selfiesticks und guided Tours anbieten wollen, bemerke ich gar nicht. Noch nicht.
Wir spazieren im Schnellschritt links um das Kolosseum. Inzwischen dämmert es. Auch ihr. Sie ist mit einem Rom-Besessenen unterwegs. 
Die Sehenswürdigkeiten sind wundervoll illuminiert. Das Forum Romanum zieht mich magisch an. Doch es ist bereits geschlossen. Schon immer wollte ich dort hin. Nun komme ich nicht rein. Egal, morgen ist auch noch ein Tag.
Wir spazieren links den Palatin hinauf. Eine milde Frühlingsnacht. Es duftet herrlich, in Rom erwacht die Pflanzenwelt bereits aus dem Winterschlaf. Langsam flanieren wir im neongelben Laternenlicht einen romantischen Weg hinauf. Rechts ein gigantischer Blick auf die Ruinen des Forums. Warum Eintritt zahlen, wenn man von hier ohnehin alles sieht? Selig genieße ich die Nacht und bin endlich angekommen. In Roma.
Der Weg endet in einer kleinen Kirche, die Chiesa di San Bonaventura di Palatino. Es ist ruhig hier oben. So wie das Rom in meinen Träumen. Es ist Donnerstagabend und noch ahne ich nichts vom Romawahnsinn der vor mir liegt. Sie vermutlich schon.
Wir schlendern wieder ins Viertel runter, suchen eine Trattoria. Aber alle sind entweder zu teuer, oder zu schäbig, oder voll. In einer sind alle Römer. In der zweiten sind alle Touristen. Alle, wirklich alle Touristen drängen sich in ein einziges, zugegeben sehr gemütlich wirkendes Ristorante, die Trattoria Luzzi. Wir landen im Binario 4 bei zwei Pakistani, die uns launisch bedienen. Aber das Essen ist okay und der Wein herrlich günstig.
Angeschickert beschließe ich, äh beschließen wir, das nächtliche Rom zu erkunden. Mit unserem 24 Stunden Ticket liegt uns die Stadt zu Füßen. Über Termini mit der Metro A zur Piazza Barberini. 
Hier rührt sich schon deutlich mehr. Junge Römer, schick herausgeputzt, stehen vor irgendwelchen Lokalen Schlange. Wir folgen dem auch Nachts deutlich erkennbaren Menschenstrom. Wo er wohl hin führt?
Vorbei am Coop in das Nachbarviertel.
Schließt man die Augen ist es fast wie in diesem Film, den all die Leute vermutlich nie gesehen haben. Das Rauschen des Wassers. Man steht in einer Seitengasse Roms und hört dieses alle Geräusche durchdringende Rauschen. Noch ein paar Schritte, dann sieht man erst die Menschenmassen. Rechts baut sich dieser gigantische Brunnen auf, der in weißem Marmor in die Fassade eines Hauses eingefasst ist. Der Trevi Brunnen. Ob es irgendeine Nachtstunde gibt, in der man wie Anita Ekberg tatsächlich allein am oder im Brunnen ist? Touristen hin oder her. Der Ort ist magisch. Stundenlang hätte ich dort verweilen können, ohne etwas anderes zu tun, als ins Wasser zu schauen. Oder die Touristen zu beobachten.
Es gibt in Rom eine Regel: Die nächste Sehenswürdigkeit ist immer exakt 15 Gehminuten weg. Also nehmen wir die Spanische Treppe auch noch mit.
Als wir sie endlich erreicht haben, der Satz auf den ich mich schon die ganze Viertelstunde gefreut habe: "Wir gehen jetzt doch nicht etwa die Stufen hinauf?" "Doch!" Wir genießen die Aussicht. Und die Stille.
Gegen zehn sind werktags kaum Menschen hier. Klar, die sind ja alle beim Trevi Brunnen. 
Runter geht es zum Glück mit dem Lift. Dem Horrorlift! Es stimmt muffig und nach Urin. Die Türe schließt sich und gebt nicht mehr auf. Wir drücken verzweifelt alle Tasten, aber nichts rührt sich. Platzangst. Was für ein Alptraum. Nachts im Horrorlift stecken geblieben. Wir suchen verzweifelt den Notschalter. 
Da geht die Tür plötzlich wie durch ein Wunder auf. Und wir sind unten. Der Aufzug war gar nicht kaputt. Er glitt einfach sanft und lautlos nach unten. Wir beenden unseren ersten Tag in Roma trotzdem an dieser Stelle.

To be continued...


2 Kommentare:

  1. Seltsam: Bei unserem Besuch in Rom vor einigen Wochen konnten wir weder eine "abartige Armut" (die eher in den Slums afrikanischer und lateinamerikanischer Länder beheimatet ist) feststellen noch mussten wir eine bleigeschwängerte Luft an egal welcher Metro-Station atmen. Dass diverse kriminelle Praktiken in einer Stadt wie Rom durchaus erwartbare Phänomene sind, sollte ebenfalls nicht zu der Annahme verleiten, dass unter anderen dies einen ganz normalen Tag in Italien kennzeichnet, weil Italien halt so ist und nicht anders. Kann es sein, dass sich hier massive Vorurteile bestätigt fühlen wollen? Jedenfalls, wenn man sich auf eine Stadt wie Rom realistisch einlassen möchte, ist es wenig hilfreich, von ausgerechnet Traunstein als stilbildenden Maßstab auszugehen. Und was den vermeintlich "hässlichen Bahnhof" angeht, würde ein Blick auf tatsächlich wenig sehenswerte bspw. in Osteuropa oder Südostasien helfen, das Urteilsvermögen zu schärfen. Am wichtigsten aber ist und bleibt: Bitte nicht vollkommen ohne Not und authentische Grundlagen Vorurteile schüren, die gerade in diesen Zeiten alles andere als hilfreich in Hinblick auf ein friedliches Miteinander sind!

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    1. Vielen Dank für diese konstruktiven Hinweise. Vor allem das Wort "abartig" habe ich gleich gestrichen. Absolut falsche Wortwahl. Der Rest sollte in der Tat die Vorurteile eines naiven Land-Menschen beschreiben, der ein erstes Mal in eine Weltstadt wie diese kommt. Ich habe versucht, das im Text nun ein wenig klarer darzustellen. Nichts liegt mir ferner, als Italien zu verunglimpfen. (Was die Schussgeräusche an der Metrostation waren - das frage ich mich bis heute. Mir ist schon klar, dass da niemand in der Gegend herumballert ; )

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