Sonntag, 31. Dezember 2017

Inspirationsquellen die mir total den Stecker ziehen

Von Stephen King bis Wanda

Die ewige Frage nach dem Huhn und dem Ei: War eine Zeit inspirierend, weil man die richtige Musik, das richtige Buch dazu hatte? Oder wurde das Buch, der Song zur Inspiration, weil man es genau zur richtigen Zeit in die Finger bekommen hat? 
Egal ob Buch oder Musik: Es gibt einige Künstler die mich nicht nur für ein, zwei Wochen geflasht haben, sondern für komplette Lebensaschnitte. Ihre Texte sind in meine Geschichten eingeflossen. War es ganz schlimm, habe ich mich im Fasching als die Person, die mich inspirierte, verkleidet und wochenlang geredet wie sie. Meine Frau kann ein Lied davon singen. (Kein inspirierendes)
Meistens sind in jeder Phase ganz passable Texte rausgekommen. Immer jedoch legendäre Zeiten, die ich immer mit der jeweiligen Person verbinden werde.
Aber mal ganz von vorne: Der erste Künstler der zumindest ein kleines Licht in mir anknipste, war Stephen King. Gelesen habe ich Christine, Es und The Stand. Es reichte, um mich für das große Erzählen zu begeistern. Die auserlesene Gruppe die "Der Finstermann" gelesen hat, kann unschwer meine Inspirationsquelle nachvollziehen.
Danach folgten, so viel schonungslose Ehrlichkeit muss sein, "Die Springer". Naja, ich war jung und brauchte die Inspiration. Zwei, drei Alben lang haben mich die Texte der Band begleitet und viele Zitate und Erlebnisse sind in die damaligen Geschichten eingeflossen. Was für'n Lejben!
Danach war eine Weile Schluss mit Schreiben. Bis ich im Kino "Die fetten Jahre sind vorbei" gesehen habe. Eine gelbe Wunderkerze der Inspiration knallte in meinem Kopf und monatelang beschäftigte ich mich mit Daniel Brühl und alles was mit dem Jahrhundertsong "Hallelujah" zu tun hatte. Damals entstanden die "Rote Mühle" und "Die Verführung der Bathseba". 
Alles was mit RAF und den 68er zu tun hatte, inspirierte mich. In der Folge ging es weiter mit dem Uschi-Obermaier-Film "Das wilde Leben" bei dem ich Film und Buch verschlungen habe. Diese Phase wurde gepaart mit einer "Klassik-Phase". Ich stand auf alles was auch nur irgendwie mit Goethe und Schiller zu tun hatte. Reisen nach Ludwigsburg, Marbach und Weimar taten ihr übriges. Nicht ganz ideal entstand in dieser Zeit der schräge Roman "Reise ans Ende der Romantik": Eine Mischung aus 68er (1848er) Nostalgie und geschrieben in allerschwülstigstem Pseudo Altdeutsch. Mit dem Manuskript rannte ich bei den Verlagen offene Türen ein, wie Ihr Euch denken könnt. Wer den Roman dennoch lesen will und es bis zum Ende schafft, bekommt beim nächsten Bierzelt eine Maß von mir hingestellt!
Aber auch ein Klassiker kam zu der Zeit heraus: "Glamourous Indie Rock'n Roll Girl" war das Gedankenspiel, was passiert wäre, wenn Friedrich Schiller und Uschi Obermaier in einer WG zusammengewohnt hätten. Die Erzählung wurde eine erste Charakterstudie für die später folgenden "Kleinstadtrebellen", meinem ersten Roman.
Nach dem Erscheinen von "Verdammt, wir leben noch", schlitterte ich in eine zwei Jahre andauernde Falco-Phase. Vor allem der Song "Junge Römer" öffnete einen unfassbar tiefen Brunnen der Inspiration, der unerschöpflich schien. Mehrere Kurzgeschichten entstanden und vielleicht wird mein nächster Roman, sollte er jemals fertig werden, ebenfalls im Falco-Universum spielen. 
Nach Falco krachte der Zauberberg in mein Leben. Ein Buch das mich nachhaltig faszinierte. Da ich zeitgleich an "Sterne sieht man nur bei Nacht" schrieb, flossen zahllose Elemente aus dem Zauberberg auch in mein Buch ein. Zur selben Zeit entdeckte ich einen jungen österreichischen Autor der mich mit seinen Büchern aber auch mit seinem Privatleben in seinen Bann zog: Thomas Glavinic. Sein "Das größere Wunder" und die folgenden Jonas-Bücher erschlossen mir eine völlig neue Art der Literatur. 

Neben Thomas Glavinic gab es einen weiteren deutschsprachigen Autor der mir den Stecker zog: Wolfgang Herrndorf.   Erst recht, als er sich das Leben nahm und ein Jahr später mein Schwager an derselben Krebsart erkrankte, die auch für Herrndorf das Todesurteil bedeutete: Einem Glioblastom. Herrndorf und sein Blog "Arbeit und Struktur" waren für mich eng verbunden mit dem Prinzip des "Am Abgrund schreiben" Es ging also um Texte die nicht entstanden, weil man gerade Bock auf Schreiben hatte, sondern um Schreiben als existentielles Werkzeug, um zu überleben.
Das klingt jetzt arg pathetisch, aber so hat es sich die zwei Jahre, die ich mich mit Herrndorf und Glioblastomen herumschlagen musste, angefühlt.
Zu guter Letzt ist noch die Wien-Phase Teil 2 zu erwähnen. Neben Falco gibt es da noch die wunderbare Band Wanda die es sehr gut versteht, die Filmmusik zum jeweiligen Lebensabschnitt zu schreiben. Ein bisserl morbid, stets leidenschaftlich und sehnsüchtig. Und ja, auch in den Sternen kann der aufmerksame Leser jede Menge Wanda herauslesen. 
Viel Spaß beim Rätseln!

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