Dienstag, 27. Dezember 2016

Unterwegs mit den Promis

Ronja von Rönne macht Drogenaufklärung und Lukas Wagner Scherze

Clueso im Republic in Salzburg und Lukas Wagner hat keine Karten. Wie bitte? Mr. Poetry Slam "Einfach Lukas" Wagner steht nicht auf der Gästeliste? "Habs verpennt", gibt der Salzburger Jungstar zu. Kein Problem, der Traunsteiner Altnichtstar hat ein Ticket übrig.
Es ist jede Menge los, eine endlos lange Schlange reicht aus dem Republic heraus. Vorsichtshalber mal hinten anstellen. Nach einer Weile erfahren wir, dass die überwiegend weiblichen Schlangensteherinnen die Wartetortur auf sich nehmen, um ihre Wintermäntel abzugeben. Haben wir zwar nicht nötig, aber was solls. Wir haben längst ein Bier in der Hand und warten mal. Als wir drankommen, strecken wir einem streng dreinblickenden Herrn unsere Mäntel entgegen. Wir wundern uns nur kurz, da offensichtlich die einzigen abgegebenen Kleidungsstücke Clueso-Fanshirts sind. Ach so, das ist der Merch-Stand. Wir machen einen superlustigen Scherz. Der Herr verzieht ein wenig die Augenbrauen. Er hat den Scherz bereits trölfzehn Mal gehört. 
Wir warten und erfahren, dass drinnen Sara Hartmann die Halle rockt. Und dass sie unglaublich lange Haare hat. "Sara B. Hartmann", murmelt Lukas Wagner. Ich starre ihn kurz entgeistert an. Dann kippe ich aus den Latschen vor Lachen. Witzig ist er also auch noch, der Lukas.
Als wir endlich an der Garderobe dran sind, werden wir gleich weg geschickt: Garderobe voll. 
Zusammen mit den wartenden Fans brüllen wir nach Clueso. Lukas nach "Cluedo!" "Du weißt schon, das..." "Jaja, ich hab doch gelacht!"
Clueso, der mit bürgerlichem Namen Thomas Clueso heißt, ist nicht weniger witzig. Er parodiert Udo Lindenberg und spielt heute Wunschkonzert. Wer am lautesten schreit, darf sich das nächste Lied wünschen. Lukas ist zwar laut, aber längst bei seinen Kumpels vom Rockhouse, den nächsten Slam aushecken. Clueso steht nach gefühlten dreißig Zugaben immer noch auf der Bühne und jammt mit Tim Neuhaus. Als wir irgendwann gehen, es sieht nicht so aus, als ob Clueso jemals die Bühne räumen wird, steht die restliche Band schon grinsend an der Bar. 
Doch das war gar nicht das Interessanteste, was mir in dieser Woche passiert ist: 
Ronja von Rönne liest in der Wirtschaftsschule Kalscheuer in Traunstein. Besser gesagt, sie plaudert über das Schreiben, über ihre alte Schule, recherchiert über die TV-Gewohnheiten der Schüler und nutzt die Lesung gleich für praktischen Drogenaufklärungsunterricht. "...ich war damals zu jung für LSD" referiert sie. Herr Kalscheuer, Gastgeber der Veranstaltung, hebt zaghaft die Hand: "Entschuldigen Sie, Frau von Rönne - was meinen Sie mit zu jung?" Und irgendwie kriegt die Jung-Autorin vor den mit offenen Mund staunenden Lehrern noch die Kurve, klärt die Schüler über die negativen Wirkungen halluzinogener Drogen auf und beantwortet auch die Frage, ob sie ein Junkie sei mit dem Hinweis: "Dann wäre ich jetzt am Hauptbahnhof in Berlin und nicht hier vor einer Schulklasse."
Erstaunt ist sie darüber, dass sie unter den Schülern der vier Schulklassen gerademal eine Handvoll Leser von Büchern ausmacht. Während so gut wie alle Serien schauen: Scrubs, Game of Thrones. "Und welche Bücher lest ihr dann?" "Die Bücher zu Game of Thrones!"
Sie versucht auch noch das Geheimnis der megaerfolgreichen Youtube-Stars zu knacken. Doch auch hier gibt zwar jeder zu, dass er die Youtuber schaut, gleichzeitig beteuert jeder, deren Programm Scheiße zu finden. Außer die Lochis natürlich. 
Was wir ebenfalls noch erfahren ist die nette Anekdote, wie Ronja von Rönne von ihrer alten Schule, die sie erst zur Lesung eingeladen und schließlich rasch wieder ausgeladen hatte. Das Deutschlehrer-Kolloquium war mit den literarischen Qualitäten seiner ehemaligen Schülerin nicht einverstanden. So war die Einladung der Kalscheuer-Schule ihr erster offizieller Auftritt vor einer Schule. 
Und auch wenn es augenscheinlich wurde, dass immer weniger Schüler noch lesen, kann sie, wenn es als Autorin mal nicht mehr so laufen sollte, immer noch als Drogenberaterin vor den Schülern referieren.

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