Samstag, 11. Juni 2016

Buchvorstellung im LadenBergen

Erste Lesung von "Sterne sieht man nur bei Nacht"

Der LadenBergen ist ja unbestritten der coolste Musik- und Klamottenladen im Chiemgau, deshalb war es auch völlig klar, dass ich dort auch den Book-Release meines zweiten Romans "Sterne sieht man nur bei Nacht" feiern würde. 
Denn der LadenBergen bot die Garantie, dass - sollte sich auch diesmal kein einziger der Chiemgauer Kulturszene blicken lassen - zumindest die nicht weniger interessierten Damen und Herren von Andis Laufkundschaft da sein würden.
Um was geht es eigentlich?
„Sterne sieht man nur bei Nacht“ ist ein "coming of age" Roman und handelt vom 26 jährigen Hans, der sich nach dem Studium gerade endgültig vom Elternhaus abgenabelt hat und ein neues Leben in einer Chiemgauer Kleinstadt beginnt, als er erfährt, dass seine Mutter an Krebs erkrankt ist. 
Ernstes Thema, aber ganz so unlustig ist das Buch zum Glück nicht.
Um ein Haar wäre es fast tatsächlich so gekommen, dass ich vor leeren Stuhlreihen lesen musste -  es schüttete aus sämtlichen Kübeln und nicht einmal die Bergener Flüchtlinge von gegenüber, bekanntlich haus- und unterkunftslos, machten Anstalten, herüberzukommen. Erst am nächsten Tag war aus der Zeitung zu entnehmen, dass der Herr, der während meiner Lesung wild gestikulierend auf die Männer einredete, der Bürgermeister war, der die Flüchtlings-Rebellen zur Aufgabe ihres Staatswiderstands überredete. 
Doch zurück zur schönsten Nebensache der Welt, der Lesung: Ein erstes Mal vor Publikum gelesen, kristallisierten sich zwei überraschende Erkenntnisse zu meinem Buch heraus:
1. Der Anfang ist - gähn - eher langweilig!
2. Die beiden Festivalkapitel sind derart lustig, dass man kaum glauben kann, dass das Buch über den Tod handelt.
Heißt, es wurde im Publikum richtig viel gelacht, dass es als Vorleser gar nicht so einfach war, nicht lauthals mitzulachen. Womöglich fanden die Zuhörer die Kapitel auch deshalb so lustig, weil einige von ihnen berühmt- berüchtigte Veteranen der Festival-Szene sind, die sowohl das Im Grünen Festival Kirchanschöring als auch das South Side aus dem FF kennen und so manch beschriebene Szene wohl selbst schon erlebt hatten.
Erkenntnis Drei will ich ebenfalls nicht vorenthalten:
3. Wenn auf einer Lesung so viel gelacht wird, darf man diese NICHT mit einem traurigen Teil abschließen, will man nicht ganz bewusst in erschütterte, niedergeschlagene, ergriffene Gesichter blicken. 
Sollte man diesen Fehler dennoch begehen, muss man 
4. als Zugabe unbedingt noch einen lustigen Abschnitt aus dem Blog vorlesen. 
Die fünf Damen vom Elternbeirat des Bergener Kindergartens konnte ich aber auch mit dem Elterntagebuch nicht zum Kauf meines Buches überreden.
Und um noch einmal einen Bezug zu den Bergener Flüchtlingen herzustellen: Auf wessen Seite der Autor der "Kleinstadtrebellen" steht und auf wessen nicht, braucht hier hoffentlich nicht betont zu werden. Dennoch sei nicht unerwähnt, dass das Haus Steffen in Kühnhausen, in das die Flüchtlinge tags darauf umziehen mussten, in der Tat eines der schönsten am Waginger See ist: Es war nämlich das erste Haus, das damals der Zimmerermeister Hans Straßer gebaut hat. Mein Großvater. Aber das ist eine andere Geschichte, die es hoffentlich ebenfalls einmal als Buch gibt!


Bestellen kann man das Buch auf Amazon

Hier noch eine kurze Impression, wie sich das neue Buch so anhört:

Mittwoch, 1. Juni 2016

Wie ich dem Chiemgau Ronja von Rönne näherbringen wollte und halb wahnsinnig wurde

Das muss man sich mal vorstellen: Der Lieblingsstar lädt nicht nur zur Lesung ein, sondern direkt zu sich nach Hause auf eine Grillparty! Ronja von Rönne mal nicht bei Böhmermann oder Bachmannpreis, sondern ein "Meet and greet" privat im Garten der Familie! Nichts geringeres durfte ich den Literaturfreunden im Chiemgau anbieten. 
In Berlin Mitte hätten sich die Feuilletonleser gegenseitig Messer in die Rücken gerammt, um dabei sein zu dürfen. Und auch ich war mir sicher, die Leute werden auf Wochen mein Telefon lahmlegen, um sich einen freien Platz im Garten der von Rönnes zu sichern. 
Doch sind wir nicht in Berlin, sondern im Chiemgau... Vielleicht muss es so sein, dass man in der Heimat des Künstlers auf müdes Schulterzucken stößt und verzweifelt herumtelefonieren muss, um wenigstens zehn nette Menschen zu finden, die freiwillig auf eine Lesung einer Nachwuchsautorin aus dem Nachbardorf gehen. "Ronja von Rönne? Wer ist das?" "Nee, die Ronja kenn ich noch von früher, nicht so mein Fall" (vermutlich vom Kaufland) "Klar komm ich. Ach so am Samstag? Da ist doch Champions League Finale!" 
Sowohl "Wir kommen", als auch Sudelheft, sogar die Feminismus-Debatte hat ein ganzer Landstrich im tiefsten Oberbayern komplett verschlafen.
Nachdem ich ein Foto der Autorin postete, sagten doch noch 15 zu, von denen die Hälfte schließlich tatsächlich kam. Der Rest dachte, die Lesung sei am Sonntag, fuhr nach Traunstein oder fand das Haus der von Rönnes nicht. 

Sie verpassten Ronja von Rönnes schönste Lesung. 

Abendsonne, Vogelzwitschern, ein Pavillon im Grünen und eine gutgelaunte Autorin, die ein erstes Mal nur vor Familie und Freunden las. 
Ich selber verpasste sie allerdings auch. Ich hatte meine zwei aufgeweckten Jungs dabei. Der Kleinere stinkte gleich beim ersten Kapitel von "Wir kommen" die Hose voll und nutzte auch anschließend jede Gelegenheit, um Ronjas Lesung mit seinem neuesten gelernten Wort zu boykottieren: "Ohnein!" 
Ronja las aus dem Sudelheft: "Ohnein!" Ronja las das Kauflandkapitel aus Wir kommen: "Ohnein!" Der Größere hörte eine Weile andächtig, fast verschreckt zu. Als ihm klar wurde, dass Ronja zwar den kleinen Prinz erwähnt, aber keine Anstalten machte, Kindergeschichten vorzulesen, wandte auch er sich dem kindlichen Krawallmachen zu. Während zwei Elternteile verzweifelt versuchten, den Krach der Kinder auf Lesungsniveau zu dämpfen, rief eine Chiemgau Autorin zum vierten Mal an, um mir mitzuteilen, dass es besagte Adresse in Grassau nicht gäbe. Wir mussten wohl alle am falschen Ort sein. 
Nach der Lesung wurde gegrillt und getrunken. Doch bevor ich endlich einmal mit meiner Lieblingsautorin eine Flasche Wein runterkippen konnte, musste der Kleine noch irgendwie in den Schlaf gewagelt werden. Nach einer Stunde gab ich auf. Ich kannte inzwischen den großen Garten auswendig, im Rasen war die Spuren meiner Wagelrunden zu sehen. Aus der Ferne sah ich zu, wie viel Spaß alle an Ronjas Tisch hatten und kurz dachte ich daran, dass es doch am wichtigsten ist, zwei glückliche Kinder zu haben. 
Natürlich war mir klar, dass dieser Satz und diese Situation ebensogut im ironiedurchzogenen "Wir kommen" hätte stehen können.