Donnerstag, 23. Juli 2015

Wenn ich Griechenland wäre - Die Schuldenkrise einfach erklärt

Wenn man Griechenlands Schulden auf einen Privathaushalt herunterrechnet...


Ich hatte mir vorgenommen, einen flammenden Appell für einen Schuldenschnitt in Griechenland zu schreiben und habe mir im Internet mal die Daten und Fakten zum Griechischen Haushalt angeschaut. Natürlich geht es um so viel Geld, dass jedermann weiß, dass die Schulden nie zurückgezahlt werden können. Dann machte ich das Gedankenexperiment und rechnete mal um, wie viel Schulden ich hätte, wenn ich Griechenland wäre… Ich war überrascht, dass ich als Privatperson, prozentual umgerechnet, ähnlich verschuldet bin wie Griechenland… Also nichts wie her mit dem ESF Rettungsschirm!

Angenommen, ich bin Griechenland, oder umgekehrt, Griechenland ist ich. Griechenland verdient also ca. 3000 EUR im Monat und hat sich die letzten Jahre verschuldet, weil es sich ein Haus gekauft hat bzw ich bin überschuldet, weil ich kürzlich die Olympischen Spiele zu Hause veranstaltet habe. Umgerechnet habe ich also (Stand heute) Schulden in Höhe von 142.896 EUR angehäuft.
Peter Zwegat bzw. Wolfgang Schäuble haben mir nun vorgerechnet, dass ich 2014 zwar monatlich 3000 EUR verdient habe, gleichzeitig aber Monat für Monat durchschnittlich 3183,90 EUR ausgegeben habe. Meine Schulden sind also jeden Monat um fast 200 EUR gestiegen. Macht nix, ich bekomme ja Dispo bei der Sparda und der Europäischen Zentralbank. 
Vor sechs Jahren, als 2009 die Sache mit der Schuldnerberatung begann, verdiente ich noch richtig gut: Damals lag mein Monatsgehalt bei 3465 EUR. Ich beschuldige seitdem Wolfgang Schäuble, dass er Schuld ist, dass ich wegen seiner Sparzwänge Monat für Monat weniger verdiene. Der schimpft zurück, dass ich damals Monatsausgaben von 4829 EUR gehabt hätte und es meine verdammte Pflicht gewesen ist, endlich sparsamer mit dem Geld umzugehen. Auch Peter Zwegat nickt und meint, dass meine Neuverschuldung wesentlich weniger sei als damals.
Ich bin trotzdem sauer auf die beiden Sparvögel, weil ich mit meinem stetig sinkenden Einkommen meine, wenn auch langsamer, dennoch stetig wachsenden Schulden nie zurückzahlen kann. Ich fordere lautstark einen Schuldenschnitt. Wolfgang Schäuble schüttelt den Kopf und Peter Zwegat rechnet vor, dass ich dank seiner Sparvorgaben monatlich statt 449 EUR, wie noch vor sechs Jahren, heute nur 263 EUR Zinsen monatlich zahlen muss. 
Ich schmolle trotzdem, beschimpfe beide als Gauner, mache ein Referendum, meine Frau sagt, dass sie auch keinen Bock mehr auf Sparen hat, ich schmeiße meinen Finanzminister raus und sage gegen den Willen meiner Frau dann doch zu, sogar noch mehr zu sparen als Wolfgang Zwegat ursprünglich von mir verlangt hat. 

Natürlich, eine Milchmädchenrechnung, da Griechenland sein Haus nicht für 300 Milliarden verkaufen kann und dann wieder schuldenfrei wäre. Trotzdem: Die Frage bleibt, ob all diese Schulden, die nicht nur Griechenland, sondern auch der Rest der Welt  und ich aufgehäuft haben, jemals zurückgezahlt werden können…

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