Neue Strategien für Self Publishing Autoren
http://www.chiemgauseiten.de/traunstein/immobilien/ |
Meine superschöne Dachgeschosswohnung im idyllischen Ettendorf steht zum Verkauf. Um zu beweisen, dass man auch ohne Makler eine Wohnung schnell verkaufen kann, bat ich meine Facebook Freunde, den Link auf das Verkaufsangebot auf meiner Homepage zu teilen.
Erwartet habe ich mir nicht viel davon. Schon öfter rief ich dazu auf, meine hochkulturellen Beiträge und vor allem, mein Buch auf Facebook zu teilen. Aber der Roman und meine Homepage, die Chiemgauseiten, dümpeln seit Monaten unbemerkt vor sich hin und sehr, sehr selten wird auf Facebook mal was geteilt.
Hundert Klicks habe ich mir erwartet.
Aber irgendwas ist diesmal anders. Die hundert Klicks sind nach wenigen Minuten erreicht.
Das Internet dreht vollkommen durch. Über zwanzig Freunde teilen meinen Aufruf. Halb Bayern klickt auf meine Anzeige und schaut sozusagen bei mir zu Hause im Wohnzimmer vorbei. Über tausend Leute sind ganz wild darauf, meine Wohnung, zwar nicht zu kaufen, aber wenigstens mal hinein zu spähen, wie der Typ so wohnt...
Nur kurz bin ich enttäuscht, dass kein ernsthafter Interessent dabei ist. Dann begreife ich, dass ich das genialste Marketinginstrument aller Zeiten entdeckt habe: Die ersten fangen nämlich an, auch den Rest der Chiemgauseiten anzuschauen. Aha, ein Elterntagebuch. Das ist ja lustig! Die Geschichte des SV Kirchanschöring - wie interessant! Oh, einen Roman hat er auch geschrieben, die Kleinstadtrebellen. Den kauf ich mir dann mal gleich. Und vom Schreiben kann man sich so eine geile Wohnung leisten?
Ich beschließe, zukünftig immer Immobilieninserate aufzugeben, wenn ich Menschen auf meine Homepage locken will: Alle Welt stürzt sich auf Immobilie, klar, die nächste Eurokrise naht und Geld ist billig wie nie. Wenn auch nur jeder Zehnte auf den Rest meiner Homepage klickt, bin ich berühmt!
Ich werde Tausende Bücher verkaufen und allein von den Werbeeinnahmen meiner Homepage leben können! Die Menschen werden über Immoscout24 auf meine Chiemgauseiten gelockt und werden ganz verliebt in meine Texte sein! Und ein Verlag wird mir so viel Kohle anbieten, dass ich die Wohnung gar nicht mehr verkaufen brauche, sondern an reiche Sommerfrischler vermiete!
Und während ich noch so vor mich hin träume, blinkt mein Posteingang: Die Lösung aller Probleme hat mir eine Email geschrieben! Kapitän Julius Gage ist über Immoscout auf mich aufmerksam geworden. Er schreibt mir, dass er mit den Nato-Truppen im Irak und in Kabul gegen den Terrorismus gekämpft hat. In Kabul hat er Geld im Wert von 10,2 Millionen Dollar erbeutet, das er nun irgendwie wiederzubeschaffen versucht. Dazu braucht er allerdings Hilfe. Wenn ich ihn finanziell unterstütze, bekomme ich sagenhafte 20% seiner Kriegsbeute. Wow, das sind ja über 2 Millionen Dollar! Ich schreibe Kapitän Julius Gage sofort eine Mail und schicke ihm meine Kontodaten und hoffe, dass ich die zwei Millionen bald überwiesen bekomme. Was bin ich doch für ein Glückspilz! Und alles nur, weil ich gerade meine Wohnung verkaufe…