Freitag, 14. November 2014

Die Männeryoga-Gruppe: Kerle auf dem Weg zur Erleuchtung

Ja sind wir denn völlig irre, werden wir von allen Seiten gefragt. Yoga? So richtiges Yoga? Nein, nein, haben wir geantwortet. Natürlich kein richtiges Yoga! Yoga ohne den Esoterikscheiß. Männeryoga halt! So hat es uns Christian versprochen. 
In der Theorie haben wir uns das so vorgestellt: Wir Jungs machen gemeinsam ein bisschen Gymnastik für den Rücken, von mir aus noch kurz ein Räucherstäbchen angezündet und danach schnell zum Wirt. Und unsere Frauen sind sowas von stolz auf uns, weil ihre gestandenen Burschen "Yoga" machen. Haha, die haben ja keine Ahnung von richtigem Männeryoga. Ja, so ungefähr haben wir uns das ausgemalt. Die alte Yogatante vom Prospekt macht den Kleinen Fisch, den Lustigen Kriecher oder den Sonnentanz, oder was auch immer vor, und wir machen es nach. Möglichst schnell, möglichst effizient, der Männeryogastammtisch wartet. 
Und jetzt sitzen wir da, 13 Männer, kleinlaut und verschüchtert wie Mäuschen, während die junge Yogalehrerin, die alte ist scheinbar verhindert, erklärt, dass Yoga kein Sport ist. Sie fragt uns, was wir uns vom Yoga erwarten. Jeder antwortet ernst, leise, richtig ehrfürchtig gegenüber der jungen Yogafrau etwas von „Rücken" oder "Ausgleich zur Büroarbeit“. Ich sage „Meditation" und meine eigentlich „Wirtshaus“. Sie faselt etwas vom „zu sich selbst kommen“ und, dass es beim Yoga nicht um Konkurrenzkampf geht. Wir grinsen. Wir wissen genau, dass trotzdem jeder von uns alles geben wird, der beste in der Männeryogagruppe zu sein. 
Noch immer geht uns die Düse. Wir waren schon vor Beginn der Stunde fix und fertig. Unsere Fahrgemeinschaft war spät dran, weil jeder quasi vom Büro weg abgeholt wurde. Dann hetzten wir Richtung Osterloh. Wo auch immer das ist. Wir kreuzten durch die Wallachau des bayerischen Voralpengebiets, wo die Orte noch Vordereck, Hintereck und Mitteleck heißen. 
Hektisch wurden die anderen Männer antelefoniert: Wo ist dieses Scheiß Osterloh? Wo sind wir? Schalt doch das Navi ein! Navi: "Bitte wenden sie!"
Völlig ausgepowert und gestresst kamen wir im Yogastadel Osterloh an. 
Nach einer Dreiviertelstunde Kennenlernrunde sind wir ansatzweise entspannt genug, dass wir fit für die Entspannungsübungen sind. 
Zuerst geht es in den Schneidersitz. Als ich vor Jahren an einem Schnupperyoga mitmachte, war ich der einzige, der den Schneidersitz nur unter Zuhilfenahme von nicht einem, sondern drei Kissen bewerkstelligen konnte. Alle schauen mich grinsend an. 
Ich resigniere. Der Schneidersitzguru werde ich auch in diesem Kurs nicht. Ich kniee mich auf ein riesiges Kissen. Das geht ganz gut. Erst nach zweieinhalb Minuten bekomme ich einen Krampf.
Endlich dürfen wir Gymnastik machen. Die Frau ruft Tiernamen und wir verrenken uns. Geil! So stellt man sich Männeryoga vor. Gerade, als wir ins Schwitzen kommen, müssen wir uns wieder in den Schneidersitz hocken: Wechselatmung üben. Sie macht eine Geste mit der Hand, die in Rapperkreisen als "East Side" und in Schreinerkreisen "Drei Bier bitte!" interpretiert werden könnte. (2 EUR in die Sparwitzkasse)
Wir müssen uns abwechselnd mit Daumen und Ringfinger die Nasenlöcher zuhalten. Wir schauen uns entsetzt an, machen aber genau das, was die Frau von uns will. 
Die fängt auf einmal an zu lachen. Kriegt sich gar nicht mehr ein. Kichert sich einen ab statt Wechselatmung. Jaja, wir wissen selber, dass das bescheuert ausschaut. Was lacht sie denn so? 
"Bitte die Finger nicht in die Nasenlöcher stecken!", sagt sie sanft. Dann machen wir die Atemübungen, unterbrochen nur vom Lachen der Yogalehrerin, deren Atem kurz in die Schnappatmung wechselt. Lachyoga, denke ich.
Zum Schluss nochmal Entspannung. Wir schließen die Augen. Sofort fängt einer an zu Schnarrchen. Scheiß Männeryoga. 
Ein Gong ertönt. Also doch Esoterikscheiß, frage ich mich, aber da ist es schon wieder vorbei. Das war's? War ja gar nicht so schwer. Wir fahren zum Wirt.

Sonntag, 9. November 2014

Als ich noch Computernerd war: Von C64 bis GTAV

Weihnachten '86: World Games auf dem C64
Ja, ich habe eine Computervergangenheit. Ich habe vom C64 über Amiga 500, N64 bis zur PlayStation sämtliche Systeme besessen und einen Teil meiner Jugend mit den heute als Klassiker geltenden klobigen Pixelspielen verbracht.
Dies ist die Lebensbeichte und der Lebenslauf eines ehemaligen Computernerds.

Der Commodere C64

Das Unheil begann an Heiligabend 1986. Das Christkind hat meinen älteren Cousins einen Commodore C64 gebracht. (Mir eine Pumuckl Uhr)
Anstatt Weihnachtslieder zu singen, starrten 6 Kinder mit viereckigen Augen gebannt auf Omas alten Farbfernseher und sahen zu, wie am Joystick gerüttelt wurde und ein pixeliges Männlein auf Schlittschuhen Anlauf nahm, über acht Fässer sprang und beim Landen ins Eis einbrach. Die Cousine fluchte und musste den Joystick abgeben. World Games hieß das Spiel, das uns diesen Heiligen Abend lang beschäftigte.
Meine Sommerurlaube verbrachte ich fortan nicht mehr bei meiner Tante, sondern beim C64.
Summer und Winter Games, Microprose Soccer und Spy vs. Spy hießen die Lieblingsspiele.
Als das Nachbarskind einen Amiga 500 zum "Arbeiten" bekam, musste ich nicht mehr bis nach München fahren, um spielen zu können.
Alle paar Wochen durften wir dort in Omas altem Schlafzimmer in Kirchanschöring eine Stunde spielen. Meistens Gianna Sisters oder Test Drive, Emeralds Mine, Double Dragon 4 und International Karate +. Dann wurden wir vom Hansi rausgeschmissen und stapften nach langen Protesten widerstrebend die Treppe wieder hinunter.
Irgendwann hatte meine Mama Erbarmen mit mir und kaufte mir einen völlig überteuerten Schneider CPC464. Auf einem Grünmonitor konnte ich die beliebten Spiele nun im eigenen Kinderzimmer spielen, wann immer ich wollte. Manche Spiele liefen über ein Kassettenlaufwerk und es dauerte mehrere Minuten, bis das Spiel geladen war. Andere Computernerds aus dem Dorf kamen vorbei und spielten in meinem Zimmer, egal ob ich da war, oder nicht.

Mehr als Retro: Schneider CPC 464

Irgendwann hatte ich vom Grünmonitor und vom Pfeifen des Cassettenlaufwerks genug und ich verkaufte den Schrott dem Hubert.
Der läutete eine Woche später, mit einem Bollerwagen und traurigem Gesicht, an meiner Haustür. Die Mama erlaubte ihm den Besitz des neumodischen Geräts nicht mehr. Ich gab ihm das Geld zurück und entdeckte auf einer Diskette eine Datenbank aller Kühe des Hofes samt Mädchennamen. Ich spendete den Schneider CPC nach Polen und bekam den uralten, aber im Vergleich zum CPC modernen C64 meiner Cousins geschenkt.
Es war 1993 und die waren längst einen Schritt weiter: Sie besaßen nun einen nagelneuen 386er PC mit 25 Mhz und einer 50 MB Festplatte.
In gestochen scharfer Farbe und in sensationeller VGA Grafik spielte ich mein erstes Adventure: Monkey Island. Ich war verzaubert. Ein Spiel wie ein Film. Noch nie hatte ich etwas faszinierenderes gesehen und ich verbrachte die nächsten Urlaube dort nur noch vor dem PC.
Welch Wunderwerk der Technik. Man konnte mit Paintbrush malen und die Bilder abspeichern! Ich lernte schnell die wichtigsten Dosshell Befehle und fand eine Schatzkiste an Spielen: Wing Commander. Lemmings. Sim Life. Silent Service 2.

Endlich ein Amiga 500

Einen Teil dieser Spiele konnte ich bald auf meinem gebrauchten Amiga, den ich mir kaufte,
Das Zimmer eines Computernerds
selbst spielen. Absolutes Lieblingsspiel wurde aber wieder ein Fußballspiel: Sensible Soccer wurde tagelang mit den Freunden gezockt.
Mit Civilization erwischte mich das erste Suchtspiel. Statt Latein zu lernen, eroberte ich als Lord Berni von Ägypten bis 2 Uhr morgens die Welt. Nicht viel besser waren Die Siedler, die ich damals für das genialste Spiel aller Zeiten hielt.
Super Mario 64
1995 begann auch für mich das PC Zeitalter. Der 486er mit 100 Mhz und 500 MB Festplatte war auf dem Stand der Zeit. Bald kaufte ich mir ein CD Rom Laufwerk dazu und die Spiele kamen mir vor wie Kinofilme: Rebel Assault, Creature Shock und Rollenspiele wie Ultima 7 und Lands of Lore.
Zwei Jahre später war der PC schon wieder Out. Die Spielkonsole N64 war das Maß aller Dinge. Die Wochenenden verzockten die Freunde wieder gemeinsam in meinem Zimmer mit Super Mario Kart und dem James Bond Shooter Golden Eye. Revolutionär auch Super Mario 64, der auf einmal nicht mehr nur von links nach rechts, sondern 360 Grad in sämtliche Richtungen laufen und hüpfen konnte. Die Zukunft hat begonnen, waren wir uns sicher.
Dann wurde lange nicht mehr Computer gespielt.

Die Playstation

Bis ich mir doch noch die PS2 und 2007 die PS3 besorgte. Längst dem Computernerdalter entwachsen war es die völlige Freiheit der GTA Reihe, die mich noch einmal zum Spieler werden ließ. Mit einem Müllauto durch den Park fahren. Ampeln missachten und Briefkästen umfahren. Genial! Daneben noch FIFA, das immer realistischer werdende Fußballspiel, kein Vergleich mehr mit den Pixelköpfen von Microprose Soccer. Und natürlich Assassins Creed, das Mittelalter GTA.
GTA V war übrigens das letzte Spiel, an dem ich mich noch versucht habe.

Seitdem habe ich leider weder Zeit noch Muse zum Spielen. Inzwischen warte ich, bis ich entweder meinem Sohn das Computerspielen nicht mehr verbieten kann, oder ich im Altersheim auf der PS12 meine letzten Tage mit GTA XVI verbringe.

Was aus dem Typen geworden ist, erfahrt ihr hier: www.bernhardstrasser.de