Dienstag, 4. März 2014

Eindrucksvolle Wanderung durch das antike Termessos

Das antike Termessos nahe Antalya

Termessos ist der ideale Ort, um die Strandurlaubsträgheit an der türkischen Riviera zu vertreiben. Nur wenige Touristen finden sich dorthin, man erlebt Antike, Natur und eine wunderschöne Wanderung. Unweit von Antalya, im Termessos Nationalpark, wartet eine atemberaubende Landschaft und ein mystischer Kulturschatz mitten in den Bergen. Eine Mischung aus Herr der Ringe und Indiana Jones mit Spuren von Alexander dem Großen. Ich habe Termessos bei diesigem Nebelwetter und frühlingshaftem Sonnenschein besucht und es ist schwer zu sagen, welches Mal eindrucksvoller war.
Der Weg beginnt mit einer geringen Maut am Fuße des Berges. Die acht Kilometer lange Serpentinenstraße kann man bequem im Auto zurücklegen. Da die sogenannte "Straße des Königs" bereits von antikem Mauerwerk gesäumt ist, wäre auch eine Wanderung sicherlich reizvoll.
Richtig los geht es allerdings erst am Besucherparkplatz. Ein einsam stehender Torbogen inmitten umgestürzter Säulen kündet bereits davon, was einen erwartet: Termessos, auf über 1000 Meter Höhe gelegen, ist die Ruine einer antiken Stadt, die, aufgrund ihrer geschützten Lage, schon von Alexander dem Großen als Adlernest bezeichnet wurde.
Obwohl mehrere Erdbeben kaum einen Stein auf dem anderen stehen ließen, vermitteln die Ruinen doch einen Eindruck, wie prächtig die Stadt einst gewesen sein muss.

Wanderung zu einer historischen Stadt

Die Wanderung, beginnt mit einem steilen Anstieg zur unteren Stadtmauer hinauf. Die Grundmauern eines Gymnasiums stehen noch und laden den Hobbyabenteurer ein, die Ruinenstadt auch abseits des Weges zu erkunden. Die gut erhaltene obere Stadtmauer lässt erahnen, wie gut die Stadt vor Feinden, selbst Alexander konnte die Stadt nicht einnehmen, geschützt war.
Folgt man oben dem Weg rechts zum ausgeschilderten Theater, erreicht man bereits den Höhepunkt der Wanderung. Das perfekt in den Berg gehauene, noch gut erhaltene Theater bietet eine grandiose Aussicht und wurde von den Architekten als perfekte Symbiose zwischen Natur und Bauwerk geplant. Egal, ob geheimnisvoll aus dem Nebel auftauchend, oder vor der mächtigen Bergkulisse, das Theater ist bei jedem Wetter eindrucksvoll.
Die weitere Wanderung steht erfahrungsgemäß unter dem Eindruck des Theaters und die folgenden Tempel, Zisternen und Privathäuser begeistern wohl mehr die Archäologienerds.

Das Grab des Alketas

Nicht versäumen sollte man nun aber, einen Abstecher in die, schwer begehbare, aber gut ausgeschilderte Nekropole zum Grab des Alketas zu machen.
Alketas war ein General Alexander des Großen. Nach dessen Tod unterstützte er in den Diadochenkriegen seinen Bruder Perdikkas, der das riesige Reich Alexanders kurz regierte. In den Schlachten um die Herrschaft wurde Alketas, der das Erbe seines ermordeten Bruders antreten wollte, von Antigones vernichtend geschlagen.
Alketas gelang es, zu den befreundeten Termessern zu flüchten. Die jungen Bewohner Termessos nahmen ihn begeistert auf, die Ältesten aber wussten von der Gefahr für die Stadt. Als Antigonos Heer Termessos erreichte, gelang es den Ältesten, Alketas zu überlisten. Bevor er aber Antigonos ausgeliefert werden konnte, beging er Selbstmord.
Die jungen Termesser waren darüber so wütend, dass sie beinahe ihre eigene Stadt zerstört hätten. Die Alten konnten sie beschwichtigen, indem sie ihnen zusagten, den von Antigonos geschändeten Leichnam des Alketas feierlich zu bestatten.
Die Überreste dieses Grabes erreicht man also, wenn man den Trampelpfad die Nekropole hinein folgt. Man wandert an einer Gruft vorbei und erkennt im Berg einige eingemeißelte Gräber. Ein Wegweiser führt zum Grab des Alketas. Trotz deutlicher Verwüstungen der letzten Jahrtausende ist es immer noch das stolzeste Grab der gesamten Nekropole: Im Fels erkennt man das Relief eines Reiters. Die makedonische Rüstung und die prunkvolle Ausstattung lässt den Schluss zu, dass es sich um das Grab Alketas handelt. Der Steinsarg ist ebenso beschädigt wie die weiteren Reliefs. Die Wände, die das Grab einst abgetrennt haben, kann man nur noch erahnen. Vielleicht muss man die tragische Geschichte des Mannes kennen und ein wenig Begeisterung für die Geschichten rund um Alexander dem Großen in sich tragen, um die Außergewöhnlichkeit dieses Ortes ganz zu begreifen. Die beiden 70 jährigen Rentner aus den USA, die mich keuchend begleiteten, waren jedenfalls total aus dem Häuschen, als sie das Grab erreichten.

Wieder zurück kann man über ein unfassbar weites Schotterfeld, das einmal eine Prachtstraße war, zurück zum Parkplatz gehen.
Bei unserem ersten Besuch haben wir den schwierigeren Weg am Berghang entlang durch die Nekropole gewählt. Damals war es, wie erzählt, sehr neblig und die Wanderung war magisch wie durch ein von Tolkien erdachtes Land. Wie aus dem Nichts tauchten immer wieder gewaltige Steinsarkophage auf, die Deckel geöffnet, als hätte sie gerade eben jemand beiseitegeschoben. Jeden Moment erwartete man einen Termesser in voller Rüstung den Pfad blockieren.
Bei Sonnenschein ist ein Teil dieses Zaubers verflogen. Spannend ist es dennoch, vorbei an unzähligen Sarkophagen und Felsengräbern zurück ins Tal zu wandern.
Unten, auf der anderen Seite des allein stehenden Torbogens, kehrt man schließlich zum Parkplatz zurück.
Die eine große Frage, die sich hier jemand stellt, bleibt: Was ist geschehen, dass die Stadt aufgegeben werden musste? Forscher vermuten nämlich, dass es nicht die Erdbeben waren, sondern womöglich Wassermangel. Wie, so fragt man sich, haben die Termesser beispielsweise Getreide beschafft? Wurde es über die „Straße des Königs“ mühevoll nach oben geschafft? Dies könnte eine weitere Erklärung sein. Die unwirtliche Abgelegenheit dieser Stadt.

Für uns Nachkommen ist die Abgelegenheit dagegen ideal: Selten sieht man so eindrucksvoll „erhaltene“ Ruinen.

Mehr vom Autor gibt es hier: bernhardstrasser.de
Weiterer Urlaubstipps für Familien mit Kindern: https://www.chiemgauseiten.de/urlaub-mit-kindern/

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